Ein Drittel bis knapp die Hälfte des derzeitigen österreichischen Gasverbrauchs von 90 Terawattstunden könnte mittelfristig durch „grünes Gas“ gedeckt werden. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Economica-Instituts und Econmove im Auftrag des Fachverbands der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen FGW. Österreichs Pläne bei der Nutzung von Biomethan seien aber leider „unterambitioniert“, so Economica-Chef Christian Helmenstein.
Derzeit verarbeiten etwa 300 Biomasseanlagen in Österreich Gülle, Mais oder andere Bioreststoffe sowie Holz zu Biogas, das allerdings meistens unter hohen Energieverlusten in Strom umgewandelt wird. Zusammen bringen die Anlagen 2,5 bis drei Terawattstunden Leistung zusammen.
Fünf Terawattstunden sind im Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) bis 2030 vorgesehen. Das sollte begleitet von Förderungen mindestens verdoppelt werden, sagt Helmenstein.
Verdoppelung bis 2040 möglich
Eine weitere Verdoppelung auf 20 Terawattstunden sei bis 2040 möglich. Bei Einsatz von Holz könnten es sogar bis zu 40 Terawattstunden sein.
Binnen eines Jahres könnten auch mit Förderungen die Hälfte bis zwei Drittel der bestehenden Anlagen ans Gasnetz angeschlossen werden. Dafür fehlt allerdings ein Grüngas-Gesetz.
Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) forcierte zuletzt Ausstiegsvorgaben für fossile Gasheizungen. Die Wiener Stadtwerke, die österreichweit wohl die meisten Gasthermen beliefern, tragen das voll mit und setzen künftig unter anderem auf Geothermie.
"Wahre Zeitenwende"
Erdgas kostet derzeit rund 100 Euro pro Megawattstunde, Biogas je nach Anlagengröße zwischen 32 und 56 Euro. Der frühere Gegensatz Ökonomie gegen Ökologie sei angesichts der Preisexplosion aufgelöst, so Helmenstein. Das sei die wahre Zeitenwende.
Claudia Haase