"Tag für Tag und immer öfter" bekommen Kassa-Bedienstete im Supermarkt die Klagen von Einkaufenden über die steigenden Preise zu hören, sagt ein Supermarkt-Mitarbeiter beim APA-Lokalaugenschein in verschiedenen Geschäften am Mittwoch in Wien. "Aber es nützt nix: Was man braucht, das braucht man", sagt die einkaufende Hausfrau. Sie bemerke, dass die Eigenmarken-Regale zunehmend leerer würden und glaubt, dass diese Produkte wegen der Teuerung verstärkt nachgefragt werden.

Alle Einkaufenden bei Supermärkten, Diskontern und auf dem Vorgartenmarkt in der Leopoldstadt in Wien, die sich auf ein Gespräch einließen, einte eine große Sorge – nämlich, dass die derzeitigen Preissteigerungen noch nicht das Ende der Fahnenstange sein könnten. Dass deswegen jetzt schon weniger eingekauft werde, sagte von den Befragten niemand.

Suchen nach Angeboten

Vermehrt wird aber zu verschiedenen Angeboten gegriffen. "Dann kosten zum Beispiel zwei Köpfe Eisbergsalat zwei Euro", rechnet eine weitere Hausfrau vor. "Das geht." Oft müsse man für solche Angebote aber so viel kaufen, wie man in einem kleinen Haushalt nicht verbrauchen könne. Vor allem Butter, andere Milchprodukte und Mehl kosteten schon deutlich mehr als zuletzt. Essengehen sei ohnehin viel teurer geworden.

Und was sagt der Pensionist? "Normalerweise geht meine Frau einkaufen. Sie sagt, es wird quer durch die gesamte Produktpalette etwas draufgeschlagen. Ob ich jetzt weniger einkaufe, kann ich nicht sagen: Ich habe von ihr den Einkaufszettel als Erfüllungsgehilfe in die Hand gedrückt bekommen."

Drei Viertel der Österreicher sind wegen der Preissteigerungen besorgt oder sogar sehr besorgt. Verbraucherinnen und Verbraucher suchen laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Beratungsunternehmens PwC Österreich vermehrt auch nach günstigen Produkten oder verzichten ganz auf nicht notwendige Einkäufe. Das Sparen erfolgt zum Teil auch auf Kosten der Nachhaltigkeit. Denn bei knapp einem Drittel der Menschen verlieren Nachhaltigkeitsaspekte wegen der Teuerung derzeit an Bedeutung.

"Wir bemerken es eher bei Dienstleistungen, beispielsweise Reparaturen und Ähnlichem", sagt der berufstätige Familienvater beim Jausekaufen. "Ich fürchte, die hohe Inflation könnte noch länger anhalten." Laut der Umfrage plant die Hälfte der Verbraucher zukünftig reduzierte Ausgaben im Non-Food-Bereich, sollte die hohe Inflation anhalten.

Verkehr und Wohnen am teuersten

Die Teuerung in Österreich hat sich im April weiter beschleunigt. Die Inflationsrate lag laut Statistik Austria bei 7,2 Prozent. Eine so hohe Teuerungsrate hatte es zuletzt im Oktober 1981 gegeben. Für drei Fünftel der Inflation waren die Ausgaben für Verkehr und Wohnen verantwortlich. Gegenüber dem Vormonat März stieg das Preisniveau um 0,3 Prozent.

"Viele Haushalte werden aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten auf Anschaffungen verzichten, die nicht unbedingt notwendig sind", glaubt PwC-Partner Gerald Dipplinger auf Basis der Umfrage. "46 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher geben an, dass geplante Ausgaben für Reisen und Gastronomie ihre Ausgaben für andere Konsumgüter beeinflussen. Das betrifft insbesondere langlebige Konsumgüter, die nicht hauptsächlich dem Ersatz dienen, wie zum Beispiel Möbel oder bestimmte Elektronikartikel." Auch bei Bekleidung, Schmuck und Schuhen erwarte man deutliche Zurückhaltung beziehungsweise eine Beschränkung auf das Notwendige sowie ein Umschwenken auf günstigere Produkte und Marken.