Korrupte Politiker und Steuerbetrüger halten laut einer Schätzung der EU weltweit rund 10.000 Milliarden US-Dollar auf intransparenten Konten in der gesamten Welt. Doch wer dabei nur an kleine Karibik-Inseln denkt, der irrt. Denn auch in den USA und in Europa lässt sich Geld sehr leicht vor den Steuerbehörden verstecken.

Im Schattenfinanzindex Tax Justice Network hat es die USA diesmal an die Spitze geschafft. Auf Rang Zwei liegt die Schweiz, gefolgt von Singapur, das erstmals unter den Top-Drei liegt. Das Luxemburg landet auf dem fünften Platz. Bemerkenswert ist das Vorrücken Deutschlands auf Platz Sieben. Österreich hat sich leicht verbessert, liegt aber mit Platz 44 weiterhin im schlechten oberen Drittel.

Grund- und Firmenbuch nicht gratis

Zwar habe sich Österreich seit 2020 um 8 Plätze verbessert und sei weiterhin gut aufgestellt bei der internationalen Zusammenarbeit (automatischer Datenaustausch, Lockerung des Bankgeheimnisses). Dennoch orten die globalisierungskritische NGO Attac und das Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) Mängel bei der Transparenz von Eigentum und Unternehmen.

Firmen- und Grundbuch seien öffentlich, aber nicht gratis. Auch Auskünfte über Eigentümer von Unternehmen, Stiftungen und bestimmten Treuhandschaften seien nicht kostenlos, was den Zugang erschwere. Das Nachbarland Slowenien gehe hier mit gutem Beispiel voran - Informationen über die wirtschaftlichen Eigentümer von Unternehmen und Jahresabschlüsse sind dort im Open-Data-Format gratis zugänglich.

Oligarchen-Vermögen unauffindbar

Tadel erntete nicht nur Österreich, sondern vor allem die G7-Staaten in Anbetracht des Ukrainekrieges. "Jahrzehntelang haben Industriestaaten Milliardäre, Oligarchen und Konzerne mit Intransparenz angelockt und umworben - auf Kosten der Allgemeinheit und ärmerer Länder. Nun ist es ihnen selbst fast unmöglich, das Vermögen der von ihnen sanktionierten russischen Oligarchen im Ausland aufzuspüren. Auch Österreich gehört zu diesen Staaten", kritisieren Martina Neuwirth vom VIDC und David Walch von Attac Österreich.

Insgesamt wurden 141 Länder anhand ihres Geheimhaltungswerts sowie der Größe des Finanzplatzes analysiert. Österreich gilt dabei als kleiner Finanzplatz, was eine höhere Platzierung im Negativranking zur Folge hat. Der Schattenfinanzindex wird alle zwei Jahre gemeinsam von den Interessengemeinschaften Tax Justice Network, Attac und dem VIDC erstellt. Er setzt sich aus den vier Bereichen "Registrierung von Eigentum", "Transparenz von Unternehmensinformation", "Internationale Standards und Zusammenarbeit" sowie "Steuersystem und -verwaltung" zusammen.

Die Studienautoren fordern die Einrichtung eines international verknüpften Vermögensregisters, das allgemein zugänglich ist.