Überraschung im heimischen Bankensektor: Der Chef der Erste Group, Bernhard Spalt, wird diesen Posten längstens noch ein gutes Jahr bekleiden. In Kürze wäre eine Entscheidung über seine Vertragsverlägerung ab Juli 2023 angestanden. Dazu wird es nicht kommen. Laut Erste Group teilte Bernd Spalt dem Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats mit, dass er seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender nicht verlängern wird. Als möglicher neuer Chef des Bankkonzerns wird bereits Peter Bosek gehandelt.
Peter Bosek gehörte viele Jahre zu den treibenden Kräften in der Erste Group, hatte aber trotz großer wirtschaftlicher Erfolge gegen Spalt den Kürzeren gezogen, als es um die Nachfolge des langjährigen Chefs Andreas Treichl ging. Bosek verließ daraufhin die Bank. Ab Jänner 2020 saß Spalt im Chefsessel. Von seiner persönlichen Art völlig anders gestrickt als Treichl und auch Bosek, dürfte Spalt der Rollenwechsel zu einer expansiven, innovationsgetriebenen Leitfigur schwergefallen sein.
Nach Aussagen der Bank liegt der Entscheidung eine Folge von "unterschiedlichen Auffassungen über die zukünftige langfristige strategische Gesamtausrichtung der Gruppe" zugrunde. Die Fetzen sollen dabei allerdings keineswegs geflogen sein, wie diese Formulierung vermuten lassen könnte. Tatsächlich dürfte bei der Strategieplanung bis 2030 nichts weitergegangen sein.
Die Hebel für die Nachfolgersuche werden offiziell nächste Woche in Gang gesetzt, konkret über den Aufsichtsrat und über einen Nominierungsausschuss, der nach der Erste-Hauptversammlung am kommenden Mittwoch, 18. Mai, die Sondierungen beginnen kann.
Spalt: "Erste war meine professionelle Heimat"
"Die Erste war meine professionelle Heimat und ich habe es immer als Privileg empfunden, den Sparkassengedanken in den unterschiedlichen Funktionen in alle Länder der Gruppe zu tragen", sagt Spalt zum bevorstehenden Abschied.
"Natürlich respektieren wir die Entscheidung von Bernd Spalt und bedanken uns schon jetzt für die höchst erfolgreiche Arbeit als CEO", so Aufsichtsratschef Friedrich Rödler. Spalt hätte "in den letzten 32 Jahren in unterschiedlichen Funktionen wesentlich zum Erfolg der Erste – auch in schwierigen Zeiten – beigetragen".
Anleger-Vertreter ortet großes Zerwürfnis
Für Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), deutet die Begründung auf ein großes Zerwürfnis in der Führung hin. "Spalt hatte in den letzten zwei Jahren mehr an Format gewonnen und die Bank nach außen hin gut durch die Krise geführt", sagte Beckermann am Freitag im Gespräch mit der APA. Die Ankündigung, den Vertrag nicht zu verlängern, sei daher überraschend und enttäuschend.
Die Hauptversammlung wird jetzt mit Spannung erwartet. Dort wird auch ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Zur Wahl in den Aufsichtsrat steht laut Website der Bank etwa Christine Catasta, bis vor kurzem Interimsvorständin der Staatsholding ÖBAG. Catasta sitzt im Aufsichtsrat zahlreicher staatsnaher Firmen, etwa Verbund, Casinos Austria, OMV oder Telekom. Neben Catasta stehen Hikmet Ersek, bis Ende 2021 Vorstandschef des US-Zahlungsdienstleisters Western Union, der Gründer und Investor Alois Flatz und die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, Mariana Kühnel, auf der Liste.