Der Start der neuen Photovoltaik-Förderung im April dürfte alle Erwartungen völlig sprengen. Noch ist nicht bekannt, wie viele der zuletzt schon mehr als 32.000 Förderanträge für PV-Anlagen in der "Ziehung" der ersten, noch bis 19. Mai laufenden Förderrunde (Call) ein "Treffer" sind oder wie viele Bewerber davon auf die nächsten drei Terminfenster warten müssen. Klar ist aber jetzt schon, dass viele Investitionswillige sehr wahrscheinlich eine große Portion Geduld brauchen, bis sie Strom am Dach oder auf der Wiese produzieren können.

Täglich legt die Zahl der Anträge um bis zu 500 Stück zu. Wie enorm das Interesse ist, zeigt noch mehr der Run auf die "Tickets", das sind sozusagen die Eintrittskarten für die Teilnahme an der Förderrunde. Für den fix fertigen Antrag fehlen aber beispielsweise noch letzte Unterlagen, die binnen einer Woche nachgeliefert werden müssen. 63.300 gezogene Tickets zählte die Abwicklungsstelle OeMAG bis Anfang dieser Woche. Dass die Zahl nächste Woche in Richtung 70.000 gehen könnte, scheint nicht unrealistisch.

"Wir haben Arbeit ohne Ende"

Die jetzt so weit wie noch nie geöffneten Förderhähne treffen zugleich auf eine ganze Reihe von Engpässen: Unternehmen arbeiten längst am Anschlag, Material fehlt oder hat Mondpreise, Lieferzeiten sind dehnbare Begriffe geworden. "Wir haben Arbeit ohne Ende", sagt Christian Gaich, Landesinnungsmeister der Elektrotechniker, "wir kämpfen mit Materialmangel, viele Komponenten sind kaum zu bekommen." Mitunter dauere es vier Wochen, um ein Anbot stellen zu können. Teilweise sind Unternehmen für heuer bereits ausgebucht, ist aus der Branche zu hören.
Im System entsteht gerade hoher Druck. Das liegt auch an fixen Errichtungsfristen, wenn Anlage und Förderung erst einmal bewilligt sind: Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sieht hier eine Fertigstellung innerhalb von sechs Monaten vor, mit einer Verlängerungsmöglichkeit um drei Monate. Fachleute wie Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, sowie die Netzbetreiber warnen, dass das einst als völlig ausreichend erachtete Dreivierteljahr angesichts der Lieferkettenprobleme zu kurz sein könnte und deshalb die Errichtungsfristen zumindest temporär ausgesetzt werden sollten. Das ist allerdings nicht trivial. Es braucht dafür eine Zweidrittelmehrheit im Parlament.

280 Millionen Euro für Investitionszuschüsse

Während die Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) hier derzeit nicht eingreifen will, wurde auf finanzieller Ebene bereits auf die galoppierenden Preise reagiert und der Fördersatz pro Kilowattstunde Leistung erhöht. 280 Millionen Euro stehen heuer für die PV-Förderung sowie für Batteriespeicher zur Verfügung, eine Verzehnfachung im Vergleich zu 2019. Damit nicht gleich das ganze Geld im ersten Call weg und die Frustration groß ist, gibt es vier Förderrunden, was laut Ederer noch immer zu viel Zusammenballung bedeutet.

Enorme Herausforderung für Netze

Die nächste Runde ist schon im Juni. "Uns ist es ein großes Anliegen, dass alle Menschen, die Anspruch auf eine Förderung haben, diese auch bekommen", betont man im Ministerium. Dort dürfte man gerade noch Brösel wegräumen, die beim Übergang des alten auf das neue Fördersystem in den vergangenen Wochen entstanden waren. Da drohte manchem Förderwerber die unsanfte Landung zwischen beiden Stühlen.
Für die Stromnetzbetreiber ist die Pflicht, den PV-Strom binnen eines Jahres voll im Netz unterzubringen, eine enorme Herausforderung. Vielerorts braucht es stärkere Trafos, aber auch die sind derzeit Mangelware – mit Lieferzeiten von deutlich mehr als einem Jahr.