ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian verteidigt höhere Lohnforderungen angesichts der Inflation und erteilt Sorgen über eine Lohn-Preis-Spirale erneut eine Absage. "Würde das Argument mit der Lohn-Preis-Spirale stimmen, müssten wir jetzt aktuell sechs oder sieben Prozent verlangen", meinte der Gewerkschaftschef im Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" (Montagsausgabe). Katzian erneuerte auch seine Forderung nach einer Senkung der Mehrwertsteuer.
Die Steuer sollte man "halbieren oder sogar für ein halbes Jahr aussetzen", hatte Katzian jüngst gefordert. Um sicherzustellen, dass die ausgesetzte Mehrwertsteuer auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten ankommt, brauche es einen Deal zwischen dem Handel und der Regierung. Diese müsse mit den großen Playern eine verpflichtende Weitergabe der Steuersenkung vereinbaren, führt Katzian im "Standard" aus. Eine solche Vereinbarung müsste dann auch streng kontrolliert werden.
"Mut zur Lücke"
Bei der Entscheidung, welche Produkte von der Steuer befreit werden sollen, brauche es "Mut zur Lücke", wenn schnell geholfen werden soll. Auch wenn dadurch Gutverdiener stärker profitieren würden. "Es bräuchte eine Liste der Produkte, die Menschen jede Woche einkaufen", meint Katzian. "Und ja, da wird es Unschärfen geben."
Mit Bezug auf die laufenden KV-Verhandlungen bezeichnete der ÖGB-Chef die Warnungen vor einer Lohn-Preis-Spirale als "Humbug". Die Gewerkschaft würde nicht über die künftige Inflation spekulieren. Basis der Verhandlungen sei allein die Teuerung der letzten zwölf Monate. Die Unternehmen hätten in der Zeit "richtig gut verdient", so Katzian. "Davon hätten wir auch gern etwas ab."