In den letzten zwei Jahren hat die Coronapandemie unsere Arbeitswelt gehörig auf den Kopf gestellt. Wer konnte, wurde ins „Homeoffice“ geschickt, und das Konzept „New Work“ gilt als Vorbild für die digitale und globale Arbeitswelt. Haben wir das wirklich der Pandemie zu verdanken – und wie viel davon wird bleiben?
URSULA RIEGLER: Die Pandemie war nicht der Auslöser von allem, aber sie hat Fakten geschaffen. Jahrelang haben Unternehmen davon gesprochen, man müsse disruptiv sein, aber wirklich disruptiv war der erste Lockdown. In der Sekunde haben alle, die vorher erklärt haben, dass Homeoffice nicht möglich ist, ihren Mitarbeitern Homeoffice ermöglicht, weil es keine Alternativen gab – egal, ob für Mitarbeiterinnen oder den Arbeitgeber. Und viele haben festgestellt: Erstaunlicherweise arbeiten meine Mitarbeiterinnen von zu Hause auch! Viele Manager hatten aufgrund einzelner, schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit Homeoffice abgelehnt. Aber man kann ein System nur weiterentwickeln, wenn man es nutzt und aus Fehlern lernt. Und viele haben festgestellt: Die Mitarbeiter, die im Homeoffice nicht arbeiten oder das ausnützen, die haben auch schon vorher im Büro ihren Job nicht ausreichend erfüllt. Das bedeutet, allerdings, dass die Führungskraft ihren Job nicht gemacht hat, nicht der Mitarbeiter. Wir werden also auch in Zukunft unabhängiger arbeiten, dort, wo es möglich ist. Nicht jede Branche kann das, aber wer kann, wird Flexibilität ermöglichen und individuelle Lösungen finden, die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer passen. Es geht ja nur, wenn sie es gemeinsam lösen. Sonst, fürchte ich, wird vieles nicht bleiben, das wir uns vorgenommen hatten.
Judith Denkmayr