Inflation, Lieferengpässe, internationale Konflikte und steigende Sorgen vor Liquiditätsengpässen haben die Unternehmensstimmung in Österreich deutlich eingetrübt. "Es gibt unglaubliche Unsicherheiten. Und jede Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft", sagte KSV-Chef Ricardo-Jose Vybiral bei der Präsentation einer Umfrage unter 1.300 Firmen am Mittwoch. "Der Aufschwung wurde gestoppt."
"Große Herausforderungen sind Preissteigerungen, die nicht eins zu eins weitergegeben werden können", so Vibyral. Somit würden Unternehmen oft auf ihren Kosten sitzen bleiben. Eine Entspannung an der Teuerungsfront sehe man nunmehr auch eher erst fürs kommende und nicht mehr fürs heurige Jahr.
Auftragslage gut
Die Stimmung ist jedenfalls "hinuntergerasselt": Nur mehr 55 Prozent der befragten Firmen sagen derzeit, dass sie positive Geschäftsaussichten haben. Bei der letzten Umfrage waren es noch 65 Prozent. Zuletzt war die Stimmung nur im Zuge des ersten Corona-Lockdowns mieser.
Das geringste Problem derzeit sei die Auftragslage. "Aber hier gibt es ein Paradoxon - die Auftragsbücher sind mehr als voll, viele können die Aufträge aufgrund von Lieferengpässen aber nicht abarbeiten", sagte der KSV-CEO. "Topthema" sei hierbei und generell weiterhin ebenso der Arbeitskräftemangel - "auch weil die Auftragsbücher in vielen Branchen voll sind". Die Arbeitslosigkeit solle weniger attraktiv gestaltet und der Fachkräfte-Zuzug erleichtert werden, sagen die Unternehmen daher laut dem "Austrian Business Check".
Angst vor Liquiditätsengpass
80 Prozent der Betriebe fürchten derzeit einen Liquiditätsengpass auf sich zukommen. Dennoch sei das Umfeld grundsätzlich stabil, sagte KSV-Experte Gerhard Wagner. 9 Prozent der befragten Betriebe haben ihre liquiden Mittel aufgebraucht "und es wird für sie schwierig, das laufende Jahr zu überstehen". Insgesamt erwartet lediglich jedes fünfte Unternehmen, langfristig keine wirtschaftlichen Probleme zu bekommen. Die Pandemie hat negativen Einfluss auf das Eigenkapital von etwas mehr als 40 Prozent der Firmen genommen. Trotzdem haben 70 Prozent der Firmen voriges Jahr aber Investitionen getätigt, besagt die Umfrage.
Insgesamt erwarten gerade einmal 19 Prozent, langfristig keine finanziellen Probleme zu bekommen. Für 27 Prozent der Befragten ist zwar das laufende Jahr gesichert, darüber hinaus gibt es aber einige Fragezeichen. Weiters sind laut eigenen Angaben aus heutiger Sicht für 13 Prozent die Jahre 2022 und 2023 gesichert, für 32 Prozent die nächsten drei bis fünf Jahre. "Was die Liquidität anbelangt, ist das Glas halbleer", sagte Wagner. "Dabei gibt vor allem die Kombination aus internationalen Krisenherden, aktuellen Kostenentwicklungen und wirtschaftlichen Corona-Einschnitten Anlass zur Sorge", so Wagner.