Tesla-Chef Elon Musk will den Kurznachrichtendienst Twitter für 41,4 Milliarden Dollar (38,2 Milliarden Euro) kaufen. Der als reichster Mann der Welt geltende Elektroauto-Pionier kündigte an, dass er den Social-Media-Dienst von der Börse nehmen wolle. Musk hält bereits neun Prozent an dem US-Unternehmen
"Ich habe in Twitter investiert, weil ich an sein Potenzial glaube, die Plattform für freie Meinungsäußerung auf der ganzen Welt zu sein", schrieb Musk in einem Brief an Twitter-Chairman Bret Taylor. Inzwischen sei ihm aber klar, dass das Unternehmen in seiner jetzigen Form weder gedeihen noch diese gesellschaftliche Aufgabe erfüllen werde. Twitter müsse in ein Privatunternehmen umgewandelt werden, erklärte der Milliardär. "Twitter hat ein außerordentliches Potenzial. Ich werde es freisetzen." Die Twitter-Aktien stiegen am Donnerstag vorbörslich um fast sieben Prozent, während die Tesla-Papiere 1,4 Prozent verloren.
"Mein Angebot ist mein bestes und endgültiges Angebot", betonte Musk. "Und wenn es nicht angenommen wird, müsste ich meine Position als Aktionär überdenken." Wie aus Dokumenten für die US-Aufsichtbehörden hervorgeht, bietet Musk 54,20 Dollar je Twitter-Aktie, was einem Aufschlag von 38 Prozent auf den Schlusskurs vom 1. April bedeutet. Am Tag danach war bekannt geworden, dass Musk mit mehr als neun Prozent bei Twitter eingestiegen war. Die Twitter-Konzernspitze bestätigte, ein unaufgefordertes und nicht verpflichtendes Angebot von Musk erhalten zu haben. Man werde die Offerte sorgfältig prüfen. Derzeit ist Twitter an der Börse rund 35 Milliarden Dollar wert.
In der Vergangenheit lag Musk immer mal wieder im Clinch mit dem US-Konzern und warf ihm etwa vor, die freie Meinungsäußerung zu unterwandern. Musk selbst ist ein eifriger Twitter-Nutzer mit mehr als 81 Millionen Followern und teilte diesen nun in einem kurzen Tweet mit: "Ich habe ein Angebot vorgelegt." Anfang der Woche hatte er davon Abstand genommen, in den Verwaltungsrat von Twitter einzuziehen. Ein Sitz in dem Gremium hätte rechtlich verhindert, dass er ein Übernahmeangebot für den Kurznachrichtendienst abgibt.
Twitter-Hauptsitz in Obdachlosenheim umwandeln?
Erst im November hatte sich Twitter-Gründer Jack Dorsey von der Konzernspitze zurückgezogen und den Staffelstab an Parag Agrawal übergeben. Musk rief jüngst seine Follower dazu auf, über eine sogenannte Editier-Möglichkeit abzustimmen, die Twitter bisher ablehnt. In weniger als drei Stunden nahmen mehr als 1,2 Millionen Nutzer an der Umfrage teil. Rund drei Viertel sprachen sich dafür aus, dass Twitter im Nachgang die Korrektur von Tweets ermöglicht.
Seitdem legte der Tesla-Chef mit einer neuen Umfrage auf Twitter nach. Er fragte die Nutzer, ob der Twitter-Hauptsitz in San Francisco in ein Obdachlosenheim umgewandelt werden sollte, ein Plan, den Amazon-Gründer Jeff Bezos unterstützt. Zuletzt schlug der Milliardär Änderungen am Premium-Abonnementdienst Twitter Blue vor, darunter die Senkung des Preises, das Verbot von Werbung und die Möglichkeit, mit der Kryptowährung Dogecoin zu bezahlen.
80 Millionen Follower
Musk hat auf Twitter mehr als 80 Millionen Follower und sorgt mit seinen Tweets immer wieder für Schlagzeilen. Am Samstag beispielsweise fragte er: "Stirbt Twitter?". Berüchtigt sind auch seine Tweets zu Kryptowährungen, die je nach Tendenz den Kurs einzelner Digital-Coins in die Höhe treiben oder abstürzen lassen.
Rechtlichen Ärger hatte sich Musk bereits wegen Tweets eingehandelt, die den Aktienkurs von Tesla beeinflusst haben. Dabei wurde ihm vorgeworfen, mit unwahren Behauptungen Stimmungsmache zu betreiben. Nach einem Beschluss der US-Börsenaufsicht SEC darf Musk seit 2019 zu bestimmten Themen wie Finanzdaten und Produktionszahlen Teslas nur noch twittern, wenn ein Anwalt diese Nachrichten zuvor geprüft hat.
Twitter war zuletzt insgesamt rund 36 Milliarden Dollar wert. Musk ist der mit Abstand reichste Mensch der Welt - vor allem dank seiner Beteiligungen am Elektroauto-Hersteller Tesla und dem Raumfahrtunternehmen SpaceX. Der Finanzdienst Bloomberg schätzt sein Vermögen zu jüngsten Aktienkursen auf rund 260 Milliarden Dollar.