In der aktuellen Frühjahrslohnrunde lagen die Kollektivvertragsabschlüsse zwischen 3,5 und 4 Prozent. Ausreißer war die Textilindustrie, die nach sehr zähen Verhandlungen bei einem Plus von 4,5 Prozent abgeschlossen hat und für die der 24. Dezember künftig frei ist. Im vom Personalmangel besonders betroffenen Hotel- und Gastgewerbe lag der Lohnzuwachs bei 3,7 Prozent. Mehr gibt es da für die Asphaltierer, ihr Einkommen steigt um vier Prozent brutto.
Für die Beschäftigten in den Kur- und Rehabilitationseinrichtungen beträgt das Plus 3,6 Prozent. Leicht darunter schlossen die Konditoreien in Wien ab (3,5 Prozent). Für die Expeditarbeiter gibt es einen Lohnzuwachs von 3,2 Prozent. Die Buchbinder, Kartonagewarenerzeuger, Etuimacher und Papierverarbeiter erhalten mit April 3,4 bis 3,5 Prozent mehr Lohn. Beim Maschinenring in Niederösterreich wird zwischen 3,7 und 3,9 Prozent mehr gezahlt.
Die Innsbrucker Kommunalbetriebe erhöhten die Löhne und Gehälter um 3,5 Prozent, für die Redakteure und kaufmännischen Angestellten bei den Tages- und Wochenzeitungen steigt das Einkommen um 3,2 Prozent.
Hohe Forderungen
Für das Feilschen um die Kollektivvertrags-Erhöhung zwischen der Wirtschaftskammer und den Gewerkschaften werden traditionell die Inflationsrate des vergangenen Jahres und die Produktionssteigerung herangezogen. In Zeiten sinkender Teuerung – wie in den Jahren zuvor – war dies gut für die Arbeitnehmer, da damit ihre Einkommenssteigerung über der Inflation lag. Bei der nun stark anziehenden Teuerung von zuletzt 6,8 Prozent blieben hingegen Lohn und Gehalt unter dem Plus bei den Ausgaben für Essen, Wohnen, Mobilität, etc.
Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA haben daher für die beiden großen laufenden Lohnrunden (Elektro- und Elektronikindustrie sowie chemische Industrie) die Lohnforderung von sechs Prozent mehr aufgestellt.
Warnungen
Mit der Forderung nach höheren Abschlüssen durch die Arbeitnehmervertreter geht auch die Warnung der Arbeitgeber einher, dass dadurch eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt werde. Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer sah eine solche zuletzt nicht. "Also wenn ich global – in Amerika, in Europa, in Österreich – mir die letzten 20, 25 Jahre ansehe, gab es nie eine Lohn-Preis-Spirale", sagte der Chefökonom.
Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hatte Anfang April eingemahnt, die gesamtwirtschaftliche Situation zu betrachten, gleichzeitig aber auch die Kaufkraft sicherzustellen. Dies gelte insbesondere für niedrige Einkommen, die von der aktuell hohen Inflation besonders betroffen sind. "Das wird nicht einfach werden", erklärte Kocher mit Blickrichtung auf die Sozialpartner.