Das von der EU geplante Kohle-Embargo gegen Russland kommt nicht von ungefähr. Denn Kohle ist der für Europa noch am leichtesten verzichtbare Energie-Import aus Russland. Während mehr als ein Drittel des in der EU verbrauchten Erdöls und 41 Prozent des Erdgases aus Russland stammen, ist es bei Kohle nur ein Fünftel. Allerdings muss zwischen Kohle für Stromgewinnung und Kohle für Metallurgie, etwa Stahlwerke, unterschieden werden. Bei Letzterer ist die Abhängigkeit höher.
Der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine ist ein großer Kohleimporteur in Österreich, kann aber russische Kohle ganz ersetzen. Die für die Hochöfen nötige metallurgische Kohle komme bisher zu einem Teil aus Russland. Aber in den vergangenen Wochen seien bereits "Maßnahmen getroffen worden, um zusätzliche Kohlemengen zu beschaffen", teilte das Unternehmen mit. Die Versorgung werde auf bestehende und neue Lieferanten umgeleitet, außerdem reichten vorhandene Lagerstände für mehrere Monate.
In der Branche geht die Sorge um, dass nun alle Importeure ihren Bezug von Russland weg zu anderen Förderländern umleiten. Das werde nicht nur den Einkauf erschweren, sondern auch zu womöglich stark steigenden Preisen führen und damit die Stahlindustrie zusätzlich belasten. Russland hat nach Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) 2020 etwa 57 Millionen Tonnen "thermische Kohle", also Kohle für Kraftwerke, sowie sechs Millionen Tonnen metallurgische Kohle, die etwa für Hochöfen verwendet wird, nach Europa exportiert.
Während russische Kohle in der Stahlindustrie als ersetzbar gilt, dürfte ein Gaslieferstopp aus Russland auch zu Produktionsstopps führen.
Österreich hat voriges Jahr mengenmäßig 28 Prozent seiner Steinkohleimporte aus Russland bezogen, gemessen am Einfuhrwert war es ein Fünftel. Dabei handelte es sich um "schwarzes Gold" für 103,6 Millionen Euro bzw. um 942.000 Tonnen der gesamten Kohleeinfuhrmenge von 3,34 Millionen Tonnen, geht aus vorläufigen Daten der Statistik Austria hervor. Insgesamt führte Österreich 2021 Kohle im Importwert von 519,2 Millionen Euro ein, fast die Hälfte davon (43 Prozent) stammten aus Polen (225,3 Millionen Euro), bei Russland waren es wertmäßig 20 Prozent.
Der drittwichtigste Steinkohlelieferant Österreichs war voriges Jahr gemessen am Einfuhrwert Australien mit elf Prozent, noch vor den USA mit sieben Prozent sowie Ungarn mit sechs Prozent.