Der deutsche Infineon-Konzern, der auch in Österreich mit Infineon Austria sehr engagiert ist, vollzieht den Chefwechsel. Ab dem morgigen Freitag übernimmt der bisherige operative Vorstand Jochen Hanebeck die Führung des Unternehmens. Der bisherige Amtsinhaber, Reinhard Ploss, verlässt das Unternehmen. Er war seit 2012 an der Spitze des Chipherstellers aus Neubiberg bei München gestanden.
Der Wechsel steht für Kontinuität. Hanebeck ist - wie vor ihm Ploss - ein echtes Eigengewächs und arbeitete schon für Infineon, als das Unternehmen noch zu Siemens gehörte. Wie der promovierte Ingenieur Ploss kommt auch Hanebeck mit einem Diplom in Elektrotechnik von der technischen Seite. Und seit 2016 gehört er zum Vorstand des Konzerns, war also an den Weichenstellungen der vergangenen Jahre wie der milliardenschweren Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductors beteiligt.
Starke Chipnachfrage
Als zentrale Aufgabe nannte Hanebeck zuletzt in einem Interview die Steigerung der Profitabilität, ein harter Kurswechsel klingt anders. Ein großer Umbruch ist auch gar nicht nötig, denn der neue Infineon-Chef übernimmt in einer Zeit starker Chipnachfrage und guter Geschäftszahlen. Die Produkte werden dem Konzern quasi aus den Händen gerissen.
Ploss hatte Infineon im Herbst 2012 dagegen in einer Zeit übernommen, in der das Unternehmen unter einer sich eintrübenden Konjunktur litt und sparen musste. Seither hat der Manager das Unternehmen auf einen soliden Wachstums- und Gewinnkurs geführt. Aus 3,9 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2012 wurden bis 2021 gut 11 Milliarden Euro, aus 427 Millionen Euro Gewinn wurden 1,17 Milliarden Euro. Auch für das kommende Geschäftsjahr ist der Konzern zuversichtlich und hat seine Prognose leicht erhöht.
Villach läuft gut an
Ins Werk in Villach in Kärnten, dessen Produktion vorigen August anlief, investierte der Konzern über seine Österreich-Tochter 1,6 Milliarden Euro. "Die Kunden reißen uns die Chips aus der Hand, das Timing ist perfekt", sagte der zukünftige Konzernchef Hanebeck bei der Eröffnung. Ploss bezeichnete den Kärntner Infineon-Standort als "Wurzel der Leistungshalbleiterei".
Chefin von Infineon Austria ist Sabine Herlitschka. Neben dem Hauptsitz in Villach hat Infineon Austria Niederlassungen in Wien, Graz, Linz und Klagenfurt. Hierzulande arbeiten 4.500 Menschen für den Konzern, davon fast 2.000 in der Forschung und Entwicklung. Der Forschungsaufwand erreicht pro Jahr fast eine halbe Milliarde Euro, damit gehört die Firma zu den forschungsstärksten Unternehmen Österreichs. Der Umsatz belief sich voriges Jahr auf gut 3 Milliarden Euro.