Noch schnell buchen oder doch lieber abwarten? Diese Frage dürften sich derzeit viele Österreicher stellen, wenn es um ihre Urlaubspläne geht. Klar ist, dass die Teuerungswelle auch vor den Hoteliers und Fluglinien nicht haltmacht, andererseits steigt die Unsicherheit über weitere Folgen des Ukraine-Krieges gerade enorm.
Auch bei den regionalen Reiseveranstaltern und -büros hat der Ukraine-Krieg den Buchungsandrang gebremst. "Bis Februar waren wir mit den Buchungen über dem Wert von 2019. Jetzt sind wir wieder zehn bis zwanzig Prozent darunter", sagt Reiseunternehmerin Andrea Springer. Doch das Fernweh sei nach wie vor da, es bleibe ungebremst. Und zwar weltweit. "Die Engländer buchen, die Skandinavier buchen. Früh zu buchen, lohnt sich daher. Sonst ist das Beste weg, außer man bucht eine Destination, wo für gewöhnlich viele russische Urlauber sind, die jetzt eben nicht da sind."
Auch Max Schlögl von Gruber Reisen bestätigt, dass das Buchungsvolumen mit dem Beginn des Ukraine-Krieges wieder ein wenig zurückgegangen ist. Vor allem in den ersten beiden Wochen seien die Kunden eher zurückhaltend gewesen. Das beginne sich jetzt aber wieder zu ändern. Sommerdestinationen seien stark nachgefragt, Griechenland und Kroatien abwechselnd an der Spitze. Aber auch Italien, Spanien und Österreich würden sich großer Beliebtheit erfreuen. "Das Mittelmeer steht hoch im Kurs", bestätigt auch Springer.
Was es heuer im gehobenen Segment so gut wie gar nicht gibt, so Schlögl, seien Last-minute-Angebote. Einfach, weil "die Kunden sich auf eine kleinere Zahl an Destinationen aufteilen". Und auch die Zimmerpreise würden durch das eingeschränkte Angebot steigen. "Je später man bucht, desto teurer wird es", ist Schlögl überzeugt. Die Kunden würden außerdem tendenziell länger bleiben und eher gehobene Kategorien buchen. "Bei den Reisearten stehen Badeurlaub und Städtereisen ganz oben", sagt Schlögl. Gefolgt von Wellnessurlaub, Rundreisen und Wanderurlaub. "Aber auch Familienreisen sind wieder stark nachgefragt", sagt Springer.
"Schnäppchenjagd ist heuer nicht angeraten"
Trotz der Unsicherheiten über die weiten Folgen des Ukraine-Kriegs sehen auch die Ruefa-Reisebüros, die zur Verkehrsbüro-Gruppe gehören, keine optimalen Zeiten für Last-minute-Bucher. "Die Schnäppchenjagd im Juni und Juli ist heuer nicht angeraten – je früher man bucht, umso günstiger bekommt man seinen Urlaub", rät Geschäftsführer Michele Fanton. Denn wer fix bucht oder gebucht hat, kauft damit auch eine Preisgarantie ein. Darauf haben sich die Veranstalter geeinigt, sagt Geschäftsführerin und Vorständin der Verkehrsbüro Group, Helga Freund. "Bei einem Veranstalter, vor allem bei den Pauschalpreisen, wird lange im Vorhinein eingekauft. Da werden Garantien abgeschlossen, da werden die Preise abgesichert – und die halten dann auch." Nach zwei Pandemiejahren ist man in Österreichs größtem Tourismusunternehmen noch nicht wieder im Normalmodus. Läuft das Geschäft wie gewünscht, werde man rund 70 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen.
Erstmals seit 2019 befragte Ruefa im Februar wieder Hunderte Österreicher nach ihren Urlaubsplänen. Demnach wollen 84 Prozent der Befragten ihre Koffer packen, durchschnittlich für elf Tage Haupturlaub. Wenn der errechnete Schnitt der geplanten Ausgaben von 1550 Euro Aussagekraft hat, dann schnallen die Österreicher den Gürtel schon enger. Denn der Betrag ist 70 Euro niedriger als vor zwei Jahren.
Deshalb überrascht die Warnung nicht, die Helga Freund an die heimische Hotellerie richtete, nämlich die Preise nicht zu stark zu erhöhen. In den vergangenen beiden Jahren waren Österreichs Quartiere in den Hauptsaisonen gut gebucht, insbesondere in Kärnten. "Es ist eher das Thema, ob wir dieses Niveau halten werden", sorgt sich Freund. "Man muss sehr vorsichtig mit den Preisen sein, die sind in der letzten Zeit schon etwas gestiegen, die dürfen nicht in die Höhe wachsen. Ich glaube, da muss man diesen Sommer vorsichtig sein."
Vor dem Angriff auf die Ukraine hatten die Buchungen bei Ruefa stark zugelegt, seitdem ist das Niveau gesunken, aber auf ein stabiles Niveau und nicht eingebrochen. Autoreisen seien deutlich stärker als in den Vorjahren gefragt, Flugreisen dagegen etwas weniger, für Kreuzfahrten sei die Nachfrage weiter sehr gedämpft.
Intensiv arbeitet die Verkehrsbüro Group an einem Programm für nachhaltiges Reisen. Einzelne Angebote gibt es bereits, im Herbst soll aber ein größeres Programm für die Saison 2023 fertig geschnürt sein.