Das international umworbene Öl- und Gasförderland Katar dämpft Erwartungen Deutschlands, Österreichs und anderer westlicher Staaten an ein rasches Ende ihrer Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland. Er denke nicht, dass Katar unmittelbar helfen könne, sagte Energieminister Saad al-Kaabi am Samstag auf einer Konferenz in der katarischen Hauptstadt Doha. Niemand könne die russischen Lieferungen derzeit ersetzen.
Der seit rund vier Wochen andauernde Ukraine-Krieg hat in Europa und Deutschland die Sorgen vor Energieengpässen geschürt. Deutschland versucht, sich von russischen Lieferungen unabhängiger zu machen – nicht nur mithilfe Katars, sondern auch der USA und anderer Länder. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck war vor einer Woche nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist und hatte sich um Gaslieferungen nach Deutschland bemüht. Eine Woche davor war aus dem gleichen Grund schon Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Spitze einer Regierungsdelegation in Doha und Abu Dhabi gewesen.
"Klaren Willen" zu Gaslieferungen bekräftigt
Al-Kaabi hatte zuletzt bereits der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt: "Wenn man die Abhängigkeit von Russland oder anderen Ländern verringern will, dann muss man das planen, und es braucht Jahre, bis alles entwickelt wird." Er dämpfte die Erwartungen an die von Habeck ausgerufene Energiepartnerschaft beider Länder. Es gebe zwar den "klaren Willen", künftig Gas nach Deutschland zu liefern, aber einen solchen Deal gebe es noch nicht.
Nach Angaben des deutschen Wirtschaftsministeriums wie auch des Energiekonzerns RWE schreiten die Verhandlungen voran. "Unseres Wissens nach sind die deutschen Unternehmen in sehr guten und konstruktiven Gesprächen mit der katarischen Seite", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsressorts dem Nachrichtenportal "t-online". Ähnlich äußerte sich eine RWE-Sprecherin: "Dank der politischen Unterstützung sind wir in guten Gesprächen mit unseren katarischen Partnern." Trotzdem wird Deutschland laut einem am Freitag veröffentlichten Papier des Wirtschaftsministeriums wohl noch länger als zwei Jahre russisches Gas benötigen.