Mit Ende Februar hat für den Lebensmittelkonzern Agrana ein ursprünglich positives Geschäftsjahr geendet. Das Unternehmen ist in Österreich für die Marke "Wiener Zucker" bekannt und produziert auch Stärke und Fruchtzubereitungen, die in Joghurts verarbeitet werden. Rund 95,5 Millionen Euro hätte das Ebit für das Geschäftsjahr 21/22 betragen.

Allerdings produziert der Konzern Fruchtzubereitungen wie auch Fruchtsaftkonzentrate unter anderem in der Ukraine und hat dort auch einen großen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Fertigung in dem kriegsgebeuteltem Land ist komplett zum Erliegen gekommen, was sich massiv auf die Bilanz des Geschäftsjahres auswirken wird. In einer Adhoc-Meldung spricht das Unternehmen von einem Abschreibungsbedarf von 65 bis 85 Millionen Euro.

Soziale Zeitbombe

Bereits in der Vorwoche hat Agrana-Chef Markus Mühleisen vor einer "soziale Zeitbombe" für Länder im Nahen Osten und Afrika gewarnt. Der Ausfall der Ukraine als Getreide-Exporteur werde zu einer Getreideknappheit und sehr hohen Preise führen, bei Menschen, die 80 oder 100 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, sei es ein sozialer Sprengstoff, sagte Mühleisen.

Neben dem Ausfall der Produktion spürt Agrana vor allem die hohen Spritpreise. "Jeden Tag rufen bei uns die Frächter an und sagen 'Tut uns leid, aber den Preis, den wir ausgehandelt haben, können wir nicht halten, weil bei uns die Spritpreise durch die Decke gehen", sagte Mühleisen.

Wie stark sich die hohen Energiekosten auf die Lebensmittel auswirken werden, kann Mühleisen nicht abschätzen. Letztendlich entscheide dies der Lebensmitteleinzelhandel. Bei "Wiener Zucker" sei von Agrana bisher keine Preiserhöhung ausgegangen.