Der Präsident der Fed von Atlanta, Raphael Bostic, rechnet mit sechs Zinserhöhungen der US-Notenbank in diesem Jahr. Für 2023 erwarte er nur zwei Schritte, sagte der Notenbanker am Montag auf einer Veranstaltung der National Association for Business Economics. Das wären weniger Anhebungen als die meisten seiner Notenbank-Kollegen derzeit voraussagen. "Das erhöhte Maß an Unsicherheit hab ich ganz vorne im Kopf und es hat mein Vertrauen, dass ein extrem aggressiver Zinspfad heute angemessen ist, etwas gemäßigt," sagte Bostic.
Der Krieg in der Ukraine werde die Preise für Rohstoffe wie Öl und Weizen nach oben drücken, aber auch die Preise allgemein, wenn Unternehmen ihre Lieferketten umorganisieren müssen, sagte der Atlanta-Fed-Präsident. Das werde den intensiven Inflationsdruck wohl noch verschärfen. Die Gefahren wiesen aber in beide Richtungen, wobei die durch den Konflikt gespeiste Unsicherheit wahrscheinlich die Wirtschaftstätigkeit verringern werde.
Die meisten US-Währungshüter gehen davon aus, dass die Zinsen bis Ende des Jahres auf mindestens 1,9 Prozent steigen werden. Das setzt eine Anhebung um einen Viertelpunkt auf jeder der sechs verbleibenden Fed-Sitzungen des Jahres voraus. Im nächsten Jahr werden vier weitere Schritte erwartet. Die Fed hatte vergangene Woche den Leitzins um einen Viertelpunkt auf die neue Zielspanne von 0,25 bis 0,50 Prozent angehoben. Der Schritt kam fast auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem die Notenbank ihn nach dem Coronaschock an die Nulllinie gedrückt hatte. Die trotz des Ukraine-Krieges vollzogene Zinswende markiert eine Zäsur für die Finanzmärkte. Diese hatten über Jahre vom ultra-lockeren Kurs der Fed profitiert.