Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins angesichts der hohen Inflation wie erwartet angehoben. Der Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent erhöht, teilte die Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington mit. Ökonomen hatten im Schnitt mit der Entscheidung gerechnet. Vor zwei Jahren hatte die Fed zu Beginn der Coronakrise den Leitzins auf fast Null Prozent gesenkt.

Die Kehrtwende ist nun zugleich die erste Straffung seit Ende 2018 – und wohl der Auftakt für eine Serie von Anhebungen im laufenden Jahr. Die Währungshüter signalisierten in ihrem Zinsausblick, dass sie ein Niveau von 1,9 Prozent Ende 2022 für angemessen halten. Im November hatten sie lediglich ein Niveau von 0,9 Prozent veranschlagt. Sie reagieren damit auf die Teuerung: Die Verbraucherpreise waren zuletzt mit 7,9 Prozent so kräftig gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Folgen des Krieges in der Ukraine dürften für weiteren Auftrieb sorgen.

Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die USA seien "sehr unsicher", heißt es in der Mitteilung der Fed. Kurzfristig dürften sie einen Aufwärtsdruck auf die Inflation erzeugen. Gleichzeitig sollte das Wirtschaftswachstum belastet werden.

„Verpflichtung, den Anstieg der Preise zu bekämpfen“

Notenbankchef Jerome Powell betonte, die Zentralbank habe eine "Verpflichtung", den Anstieg der Preise zu bekämpfen. "Wir haben die Werkzeuge, die wir brauchen, und wir werden sie nutzen", sagte er. Es gebe einen klaren Plan, den Leitzins "im Laufe des Jahres stetig zu erhöhen", so Powell. Voraussichtlich schon bei der nächsten Sitzung im Mai solle zudem ein Plan bekanntgegeben werden, die durch Corona-Hilfsprogramme angeschwollene Bilanz der Fed zu reduzieren, sagte er. Dadurch würde dem Markt weiter Liquidität entzogen, was in der Wirkung etwa einem weiteren Zinsschritt entspräche. Falls die Inflationsentwicklung noch schnelleres Handeln verlangen sollte, "dann tun wir es", sagte er.

Powell erklärte, Wirtschaft und Arbeitsmarkt seien derzeit so stark, dass sie die höheren Zinsen verkraften würden. "Das Beste, was wir für einen starken Arbeitsmarkt tun können, ist es, für einen langen Aufschwung zu sorgen - und das ist nur möglich in einem Umfeld von Preisstabilität", sagte Powell nach der Zinsentscheidung vor Journalisten. Mittelfristig strebt die Zentralbank eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an.

Blick auf die Kaufkraft


Powell hatte Anfang des Monats im US-Kongress erklärt, er erwäge, seinen Kollegen eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte vorzuschlagen. Das Ziel der Fed sei es, einen "langen Aufschwung" zu ermöglichen, der weiter für einen starken Arbeitsmarkt sorgen werde, sagte Powell. "Und das ist nur möglich in einem Umfeld von Preisstabilität", betonte er mit Blick auf die Teuerungsrate. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro oder Dollar weniger kaufen können als zuvor.

Erhöhungen des Leitzinses bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum. Analysten rechnen in diesem Jahr noch mit weiteren Zinsschritten und einem zügigen Abbau der durch Corona-Notprogramme angeschwollenen Fed-Bilanz. Der Notenbank muss ein Balanceakt gelingen: Sie muss die Zinsen so stark anheben, dass der Anstieg der Verbraucherpreise gebremst wird, ohne dabei gleichzeitig die Wirtschaft abzuwürgen.

Begrenzter Einfluss auf Inflationsursachen

Eine weitere Herausforderung für die Zentralbank ist es, dass sie die Ursachen der Preissteigerungen nur begrenzt beeinflussen kann. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wiederum dürfte Experten zufolge zu neuen Problemen der Lieferketten führen, genauso wie Corona-Lockdowns in China – wie etwa jüngst im Wirtschaftszentrum Shenzhen.

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die Wirtschaft wieder und der Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv. Die Arbeitslosenquote war zuletzt auf niedrige 3,8 Prozent gefallen. Die Verbraucherpreise hingegen waren im Februar im Vergleich zum Vorjahr um knapp 8 Prozent gestiegen, dem höchsten Wert seit 40 Jahren. Die Entwicklung dauert seit Monaten an. Die Gefahr ist: Je länger die hohe Inflation anhält, desto schwieriger wird es, sie zu bekämpfen, weil Marktteilnehmer ihre Erwartungen anpassen. Sobald steigende Löhne, Preise und Mieten normal sind, droht die Inflation außer Kontrolle zu geraten.