Game Designer, Gaming Developer, Junior Mathematician, Game Artist, Software Developer, Product Manager Gaming: Das sind nur sechs von -zig derzeit ausgeschriebenen Stellen in Österreich im Umfeld des Gaming-Business. Der Bedarf an Expertinnen und Experten, die sich mit allen Aspekten rund um Interaktive Medien auskennen, steigt. Damit einher geht die Relevanz einer guten Ausbildung in dieser Branche.
Am GameLab der TU Graz arbeitet man an Spielanalysen und Spielenutzerforschung. "Dazu gehören Influencer-Erkennung, Spielernetzwerkanalyse und visuelle Spielanalyse", sagt Teamleiterin Johanna Pirker. Die Uni Klagenfurt bietet unter Lehrgangsleiter Felix Schniz seit 2017 Game Studies and Engineering an. Ein duales Studium in Unterrichtssprache Englisch, das sich sowohl mit technischen als auch geisteswissenschaftlichen Aspekten beschäftigt - von Computergrafiken bis Videospielanalyse. Schniz, der derzeit 80 Studenten hat, legt Wert auf die kritische Reflexion. „Und auch der pädagogische Aspekt ist uns wichtig, denn Videospiele gewinnen Bedeutung als Lernmedium.“ Bis Juni kann man sich für den fünften Jahrgang bewerben.
Regen Zulauf hat das von der betriebswissenschaftlichen Seite her aufgezogene Studium Interactive Media und Games Business an der FH des Bfi Wien, das vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. Noch gibt es keine Abgänger, da der Studiengang drei Jahre dauert. 25 Studenten werden pro Lehrjahr aufgenommen. Spielend geht das nicht: Die Bewerber müssen einen Aufnahmetest absolvieren, bei dem es unter anderem um Lineare Gleichungen, Winkelfunktionen, Konjunkturzyklen, Geldpolitik, Strategiepläne geht. Lehrgangsleiter ist der 44-jährige Gaming-Experte Kai Erenli, der lange in Graz gelebt und gearbeitet hat. Die Ausbildung basiert auf drei Schwerpunkten: Medientechnik und -informatik, Medienwirtschaft, Produktion interaktiver Medien. Gelehrt werden digitale Studiotechnik und 360-Grad-Kameratechnig ebenso wie Marketing, Storytelling, E-Sports, Projektmanagement und Controlling.
Talent für Content
"Nicht nur Games, sondern auch interaktive Trainings und Simulationen werden für die Wirtschaft immer wichtiger. Unternehmen setzen zum Beispiel auf Games, um ihre Mitarbeiter zu motivieren oder auszubilden. Gaming ist ein Wirtschaftsfaktor geworden. Unsere Studenten machen schon während der Ausbildung Praktika in diversen Unternehmen", sagt Erenli. "Die Studierenden erfahren, wie man Produkte erfolgreich auf den Markt bringt, einen Business-Plan schreibt oder ein Start-up absichert. Konzeption und Kalkulation sind essenziell: Am Ende des Tages geht es auch immer darum, was es kostet." Die männlichen Studenten sind übrigens in der Überzahl.
Erenli, selbst studierter Jurist, ortet in Österreich generell "viel Talent für Content" - also Talent für das Narrativ. Begnadet für das Schöne? "In Österreich wird Wert auf schöne, qualitativ hochwertige Spiele gelegt. Und auf Nachhaltigkeit." Ein Standortvorteil für die hiesige Szene.
Textbasierte Adventures, Textabenteuer also, die das Spielgeschehen in Textform präsentieren (und man sich mit mithilfe von Kommandos wie „Rede mit Wirt“ oder „Nimm Schwert“ seinen Weg durch die fiktive Welt sucht), sind laut Erenli derzeit ebenso im Trend wie Virtual Reality und Reaktionsspiele.
Wer das Studium abschließt, hat einen "Bachelor of Arts in Business". Und verdient gut. Laut einer Analyse von Game Developer verdienen Programmierer, Game Designerinnen und Animations-Gestalter zwischen 60.000 und 80.000 Euro im Jahr.