Wegen der derzeit herrschenden Sanktionen gegen Russland setzt der Autobauer Steyr Automotive (vormals MAN) seine Kooperation mit dem russischen Automotive-Unternehmen GAZ aus. "So lange gemeinsame europäische Maßnahmen einen Warenaustausch mit Russland sanktionieren, wird die Kooperation mit GAZ nicht wie geplant fortgesetzt", heißt es in einer Aussendung.
Am grundlegenden Geschäftsmodell ändere das aber nichts. Wenngleich Steyr-Eigentümer Siegfried Wolf im Zuge der Übernahme noch wissen ließ, dass Russland "ein wesentlicher Kunde und ein wesentlicher Lieferant" sein werde.
GAZ-Gruppe: Keine militärische Produkte mehr
Indes äußert sich Siegfried Wolf selbst erstmals zu seinem Engagement in Russland. Er bezog sich auf einen seit Tagen zirkulierenden Vorwurf, wonach die GAZ-Gruppe russische Panzer fertige. Wolf betont nun, dass die Gruppe "weder im Zeitpunkt meines Einstiegs bei der GAZ-Gruppe noch danach in der Produktion militärischer Produkte tätig war".
Auch sonst sei er "niemals an der Produktion irgendwelcher militärischen Produkte beteiligt gewesen". Hinsichtlich der GAZ-Gruppe legte Wolf zudem ein Schreiben des zuständigen Mitglieds des GAZ-Verwaltungsrates, Alexander Gorlow, vor.
"Tigr" und das Thema der Lizenzen
In dem Schreiben heißt es: "Ich schreibe Ihnen, um zu bestätigen, dass die GAZ-Gruppe keine militärischen Fahrzeuge, Maschinen oder andere Arten von militärischen Produkten herstellt. Es war die Strategie der GAZ-Gruppe beginnend mit dem Ende der Sowjetzeit zu Beginn der 1990er Jahre, sich von der Erzeugung militärischer Produkte und damit der sowjetischen Vergangenheit zu trennen. Die GAZ-Gruppe schloss diesen Prozess Anfang der 2000er Jahre ab."
Dass bei den gepanzerten Geländewagen des Typs "Tigr" GAZ dabei stehe, hänge mit alten Lizenzen aus Sowjet-Zeiten zusammen, erklärte Kalina.
Wem gehört VPK?
Ein zweiter Strang, der direkt mit Wolfs Russland-Engagement zu tun hat: Laut einem "profil"-Bericht gehörte die Rüstungsfirma VPK, die "Tigr"-Panzer herstellt, zumindest bis 2012 zu Russian Machines, wo Wolf von 2010 bis 2018 Aufsichtsratschef war.
Wie Wolf-Sprecher Josef Kalina dem Nachrichtenmagazin sagte, sei 2011 unter Wolf beschlossen worden, die VPK von Russian Machines "abzutrennen". Im darauffolgenden Jahr 2012 - also knapp zwei Jahre nach Wolfs Einzug in den Verwaltungsrat von Russian Machines - sei diese Trennung dann vollzogen worden, so Kalina. Als Ausländer hätte Wolf gar nicht in die Produktion militärischer Güter involviert sein dürfen, ergänzte Kalina gegenüber der APA. Wem VPK seit 2012 gehört, war für "profil" nicht herauszufinden.