In Österreich fordert der Verband der chemischen Industrie einen Maßnahmen-Mix, um die Versorgung der Industrie kurz- und längerfristig zu gewährleisten. Zahlreiche lebenswichtige Produkte von Medikamenten bis zu Düngemitteln könnten nicht mehr erzeugt werden, wenn die Erdgaslieferungen ausbleiben. Ein Lieferstopp für russisches Erdgas hätte "drastische Konsequenzen für die Branche". Mittel- oder langfristig will die Branche ausreichend Kapazitäten erneuerbarer Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen sichern, heißt es.
Und auch der Präsident der Industriellenvereinigung Österreich, Georg Knill, hält die "Idee", freiwillig auf russisches Öl und Gas zu verzichten, für "sehr gefährlich". Zu glauben, die Menge an russischem Gas, von dem Österreich zu 80 Prozent abhängig ist, "kurzfristig ersetzen" zu können, sei "völlig utopisch", sagte der IV-Präsident im Interview mit der "Presse".
Mit Blick auf schon spürbare Beeinträchtigungen der deutschen Wirtschaft hat auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vor den Folgen weiterer Sanktionen gegen Russland – etwa eines Gas-Embargos – gewarnt. "Aufgrund konkreter Hinweise aus den Unternehmen wissen wir, dass die Rückwirkungen auf die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten nicht unterschätzt werden dürfen", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Rheinischen Post".
"In der deutschen Wirtschaft gibt es eine breite Zustimmung für die harten Sanktionen. Denn Krieg ist keine Basis für Geschäfte", sagte Wansleben. Die bisherigen Sanktionen begännen Schritt für Schritt zu wirken. Allerdings würden auch in Deutschland nicht nur die Energiepreise weiter steigen, sondern es gebe auch "Verwerfungen in den Lieferketten mit großer Breitenwirkung in der Wirtschaft", warnte er.