IT-Land Österreich. Auch wenn es längst nicht jener wirtschaftliche Sektor ist, der einem zuallererst einfällt, wenn man an Österreichs Wirtschaft denkt, so gewinnt er wahnsinnig schnell an Bedeutung. Schon heute beschäftigt die IT-Branche in Summe knapp 230.000 Menschen. Dass die überwiegende Mehrheit männlich ist, überrascht kaum noch. Übten in der EDV-Urzeit noch zumeist Frauen die entsprechenden Jobs aus, hat sich das Bild der Informatik mittlerweile völlig umgedreht.
Der Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI) etwa weist den aktuellen Frauenanteil im gesamten IT-Sektor mit 18 Prozent aus. Ein Grund sei der Interessensvertretung zufolge, dass die "Frühförderung fehlt", um bei Mädchen das Interesse für technische und naturwissenschaftliche Fächer zu wecken.
Das wirke sich nun nicht zuletzt deswegen negativ aus, weil den Betrieben in Summe zahlreiche Fachkräfte fehlen. Eine Ausprägung dessen: Die An- und Abwerbeprämien in der Branche steigen rasant.
Skopje, Graz, Leuven
Kristina Jovanovska ist eine dieser heiß begehrten Fachkräfte. "Ich habe mich immer für Mathematik interessiert und wollte etwas Technisches studieren", erzählt sie rückblickend und ausgestattet mit einer bemerkenswerten akademischen Karriere.
Geboren im nordmazedonischen Skopje, kommt Jovanovska 2016 nach Graz. Schon zuvor macht sie in Skopje den Bachelor in "Telekommunikation und Informations-Technologie". An der Grazer TU folgt ein Informatik-Master mit Schwerpunkt IT-Security und Data Science. Weil sie auch noch ihr Wissen im Bereich Kryptografie vertiefen will, schließt sie ein Auslandssemester im belgischen Leuven an.
"Cyber Professionals": Elf Prozent Frauen
Heute ist die Nordmazedonierin als Managerin im Bereich Cyberabwehr bei einer Beratungsfirma tätig. Eine Sparte, die in der ohnehin männlichen IT-Welt noch einmal überproportional viele Männer beschäftigt. Europaweit machen Frauen laut Zahlen der EU-Kommission gerade einmal elf Prozent der "Cyber Professionals" aus.
Jovanovskas Fokus gilt dem Finanzwesen. Unter anderem helfe sie den Kunden, "kritische Teile ihrer Infrastruktur zu identifizieren", sagt sie. Danach werden "typische Bedrohungs- und Angriffsszenarien definiert" und Alarme etabliert. Dadurch sollen Jovanovskas Kunden in der Lage sein, potenziell bedrohliche Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und schnell darauf reagieren zu können.
Gemischte Teams mit "besserem Problemlöseverhalten"
"Der Job ist sehr dynamisch und wird nie langweilig. Jeder Kunde hat andere Herausforderungen", sagt Jovanovska, die den Weltfrauentag dazu nutzen will, um mehr Frauen zu motivieren, in die Branche einzusteigen. Denn, so sagt es die Nordmazedonierin, Frauen würden eine "andere Perspektive einbringen. Ein in manchen Bereichen kritischeres und analytischeres Denken". Das sei sehr wichtig im Bereich der Cybersicherheit. Dadurch, so Jovanovska, würden etwa "Anomalien und Veränderungen im Verhalten" schneller gefunden werden.
Nicht zuletzt sei es "wissenschaftlich nachgewiesen", dass Teams mit höherer Diversität "ein besseres Problemlöseverhalten zeigen".