Die AUA kommt aus dem Krisenmodus nicht heraus. Noch immer kennzeichnet die Pandemie die Zahlen und den operativen Betrieb der Lufthansa-Tochter. Zudem könnte jetzt der Ukraine-Krieg die Pläne umwerfen, die die AUA ab Mai Richtung Japan ausrollen wollte. Denn das Überflug-Verbot Russlands kostet Zeit und viel Kerosin. Die Flüge nach Kiew, Odessa, Lemberg, Moskau und Moldawien sind überhaupt gestrichen, mehr als ein Dutzend sind es insgesamt. Ob und wie es dort weitergeht, ist ungewiss. Noch harren ukrainischen AUA-Mitarbeiter in Lemberg aus. "Sie möchten lieber vor Ort bleiben", sagt Michael Trestl, der in den vergangenen drei Monaten Interimschef der AUA. "Wir haben ihnen drei Monatsgehälter im Voraus überwiesen, um ihnen zu helfen."
In der AUA-Zentrale in Schwechat wird jetzt an vielen Alternativplänen gearbeitet, die bei Bedarf schnell aktivierbar sind. So ist die Aufstockung der Langstrecken-Kapazität Richtung Nordamerika eine Option. Im Sommer könnte zusätzliche Kapazität in Urlaubsdestinationen rund ums Mittelmeer wahrscheinlich gut gefüllt werden, denn insbesondere die touristischen Buchungen hatten in den vergangenen zwei Wochen stark angezogen. "Wir waren schon fast euphorisiert", so Trestl. 500.000 Buchungen binnen zwei Wochen hatte die AUA wenige Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine gemeldet. Man arbeite mit der Hypothese, trotz der Unsicherheiten von einem starken Sommer auszugehen, weil der Nachholbedarf an Reisen so groß sei. Für den Sommer werden sogar jetzt mehr als 100 Mitarbeiter für die Kabine gesucht.
Neue AUA-Chefin: "Ich bin hoffentlich sehr gerüstet"
Annette Mann, die neue Chefin der AUA, die offiziell mit 1. März das Ruder bei der Lufthansa-Tochter übernommen hat, stellte sich bei der Online-Bilanzpressekonferenz in Wien erstmals kurz vor. Seit fast 20 Jahren arbeitet sie in der Gruppe. Zuletzt war sie im Lufthansa-Konzern für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich. Inhaltlich hält sie sich derzeit noch völlig zurück, bleibt bei höflichen Begrüßungsformeln. "Ich bin hoffentlich sehr gerüstet, die Aufgaben hier zu übernehmen", so Mann. "Ich freue mich, den Aufschwung mitzugestalten."
Dass sich ein kräftiger Aufschwung schon bald am Horizont abzeichnet, davon ist derzeit aber keine Rede. Im dritten Quartal hatte die AUA kurz den Flug aus den roten Zahlen geschafft, im gesamten zweiten Pandemiejahr wurden mit 264 Millionen Verlust (Adjusted Ebit) auch immerhin 55 Millionen Euro weniger verbrannt als 2020. Vom Vorkrisenniveau ist man aber noch immer meilenweit entfernt. Etwa bei den Passagierzahlen: 2021 flogen fünf Millionen Passagiere mit Austrian Airlines. "Das waren aber immer noch knapp 70 Prozent weniger als 2019", so Trestl. Die angebotene Kapazität war noch um 40 Prozent niedriger als vor der Krise. Dass man mit 55 Prozent Produktionskapazität im dritten Quartal ein positives Ergebnis erzielt habe, zeige die Effizienzsteigerungen, die man in der Krise erzielt habe, so Vorstand Francesco Sciortini.
Knapp 1200 Mitarbeiter (gerechnet in Vollzeit-Stellen) haben die AUA verlassen, nachdem die Airline im Mai 2020 durch staatliche Hilfe und Lufthansa-Geld gerettet wurde. 1350 Stellenstreichungen sind im Sanierungsplan vorgesehen. Das Ziel will man in Kürze erreichen – wie bisher ohne eine Kündigungswelle. Nach wie vor nutzt die AUA die Kurzarbeit, wie es nach den bevorstehenden gesetzlichen Änderungen weitergehen soll, darüber laufen derzeit Gespräche. Es gibt bereits eine Vereinbarung über einen freiwilligen Gehaltsverzicht für alle Mitarbeiter, der je nach Berufsgruppe zwischen 13 und 15 Prozent beträgt und ebenfalls abhängig von der Tätigkeit bis Ende 2023 oder Ende 2024 laufen wird.
Tickets für Langstrecke dürften deutlich teurer werden
Im Kampf gegen die Billig-Airlines will die AUA mit konkurrenzfähigen Preisen, Service, vor allem aber mit deutlich besseren Flugzeiten punkten. "4,99 Euro Dumping-Tickets wollen wir als sozialverantwortliches Unternehmen nicht matchen", stellt Trest klar. "Das ist billiger als ein Kebap." Das mache man nicht. Aber die AUA brauche sich nicht verstecken, beispielsweise mit Palma ab 39 Euro one way oder 69 Euro für ein Hin-Retour-Ticket. Inzwischen heizen in Wien nur noch die Ryanair (Lauda) und Wizz den Preiskampf an.
Während auf der Kurz- und Mittelstrecke dieser Konkurrenzdruck deutlich höhere Ticketpreise schwer durchsetzbar macht, obwohl der Kerosinpreis enorm angestiegen ist, dürfte die Langstreckenflüge spürbar teurer werden. "Da werden wir sicher Preiserhöhungen sehen", bestätigt Trestl. Die Langstrecken-Flotte, deren Ersatz seit vielen Jahren ein Dauerbrenner ist, wird jedenfalls noch einige Jahre im Einsatz sein. Aktuell wird die Premium Economy ausgebaut, die Boeing 777 wird sogar generalüberholt. Aber Internet bekommen die Jets nicht mehr, weil sich eine so große Investition nicht so schnell rechnet.
Für die Kurz- und Mittelstrecke wird aber bereits an Plänen für Internet an Bord gearbeitet. Eine Entscheidung soll gegen Jahresende fallen. Wie berichtet, bekommt die AUA heuer auch vier A320 neo, zwei im August, die anderen beiden gegen Jahresende. Sie sind 20 Prozent sparsamer als ihre Vorgänger und nur noch halb so laut.
Zum heiklen Thema Staatshilfe ist man in Schwechat vorsichtig. "Aus heutiger Sicht", betont Trestl, "werden wir gut über die Runden kommen." Die Liquidität sei stabil und hoch. 60 Millionen Euro sind bereits zurückgezahlt, 240 Millionen noch offen. Bei der Summe handelt es sich um die staatlich garantierten Kredite von 300 Millionen Euro. Dazu hatte der Staat weitere 150 Millionen Euro zugeschossen, die nicht zurückgezahlt werden müssen, ebenfalls 150 Millionen Euro waren von der Lufthansa gekommen.
Claudia Haase