Polen fordert ein europäisches Embargo gegen Öl, Gas und Kohle aus Russland. Sein Land würde vor allem die Einfuhr russischer Kohle auch sofort einseitig stoppen, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Mittwoch. Dafür bräuchte er nur die Zusicherung der EU-Kommission, Polen dafür nicht zu bestrafen, weil Sanktionspolitik EU-Sache sei.

EU-Ratspräsident Charles Michel, der bei einem Besuch in Polen gemeinsam mit Morawiecki vor Journalisten sprach, äußerte sich zurückhaltend über ein mögliches Embargo gegen russische Energieträger. Zunächst müssten die bereits beschlossenen EU-Sanktionen gegen Russland umgesetzt werden. Michel schloss aber weitere Strafmaßnahmen nicht aus. Man bereite sich vor, falls weitere Optionen gebraucht würden, sagte der Ratschef.

Harte Auswirkungen auf EU

Ein EU-Importstopp würde die Versorgung in einigen EU-Staaten beeinträchtigen. Auch Polen ist bisher stark auf russische Kohle angewiesen, denn das Land gewinnt den überwiegenden Teil seines Stroms und seiner Heizenergie aus dem fossilen Energieträger.

Morawiecki macht trotzdem Druck. Sanktionen müssten so weitreichend wie möglich sein, um die russische Kriegsmaschinerie zu stoppen, sagte der Ministerpräsident. "Teil des Sanktionspakets sollte eine Blockade für verschiedene Arten von Kohlenwasserstoffen aus Russland – Öl, Gas und Kohle – sein. Ich fordere die Europäische Kommission erneut auf, ein Embargo gegen russische Kohle zu beschließen." Er habe mit der australischen Regierung über mögliche Kohle-Lieferungen von dort gesprochen.

Rekordpreis bei Gas

Der Preis für Erdgas hat in Europa angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Wirtschaftssanktionen gegen Moskau ein neues Rekordhoch erreicht. Am Mittwoch wurde am wichtigen niederländischen Handelspunkt TTF am Vormittag eine Megawattstunde (MWh) für 194,715 Euro gehandelt und fiel danach wieder auf rund 155 Euro. Zuvor war wegen zunehmender Befürchtungen vor den negativen Folgen auf die Energieversorgung bereits der Ölpreis in die Höhe geschnellt.

Ende 2021 lag der Preis beispielsweise bei rund 148 Euro je MWh, sank aber wieder auf rund 80 Euro je MWh. Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel bewegte er sich laut Vergleichsportalen zwischen 10 und 25 Euro.