Das BMW-Werk in Steyr (OÖ) spürt den Krieg in der Ukraine in der Lieferkette. Die Ausfälle in der ukrainischen Zulieferindustrie führen nun zu Kurzarbeit, wie das Motorenwerk mitteilte. "In der Nacht von Mittwoch, (2. 3.) auf Donnerstag (3. 3.) kommt es aufgrund der Versorgungsengpässe zu ersten Produktionsausfällen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt rechnen wir damit, dass die Produktion ab Freitag, 4.3., zu einem Stillstand kommt", so BMW.

Ausgenommen von den Ausfällen ist zum aktuellen Stand die Fertigung der Gehäuse für E-Antriebe. Die Kurzarbeitsregelung wurde bereits in Kraft gesetzt. Sie betrifft die rund 3.200 Mitarbeiter der produzierenden Bereiche im Werk Steyr. Die Regelung gilt bis Ende Mai.

Benzin- und Dieselmotoren

"Die Inanspruchnahme dieses Instruments erfolgt mit Augenmaß und richtet sich nach dem tatsächlichen Bedarf. Ob und in welchem Umfang eine Inanspruchnahme erfolgt, hängt von der weiteren Entwicklung der Versorgungssituation ab", teilte BMW mit.

Im weltweit größten Motorenwerk der BMW Group in der Industriestadt Steyr entstehen 3-, 4- und 6-Zylinder-Benzin- sowie Dieselmotoren. Im Durchschnitt läuft alle zwölf Sekunden ein Motor vom Band - insgesamt waren es 2020 rund 393.700 Diesel- und 603.000 Benzinmotoren, darunter ein Viertel aller Motoren für Hybrid-Antriebe, so das Unternehmen. Zuletzt lag der Umsatz bei rund drei Mrd. Euro.

VW stark betroffen

Auch VW-Werke in Sachsen müssen mehrere Tage pausieren, weil aus der Westukraine zugelieferte Kabelsätze fehlen. Damit nicht genug: Der größte Autokonzern Europas kündigte am Dienstag weitere Ausfälle in den kommenden Wochen für Wolfsburg, Hannover sowie in einigen internen Komponentenfabriken an. In Emden ist die Lage noch unklar.

In umgekehrter Richtung stellt sich die Frage, ob Fabriken in Russland im Fall weitreichender Handelsbeschränkungen jenseits von Technologie-Exporten noch mit Vorprodukten versorgt werden können. Branchenexperte Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen erwartet, dass Unternehmen mit lokalen Niederlassungen "produktionsseitig in Bedrängnis kommen". "Durch die globale Vernetzung der Zulieferebene könnte die Autoproduktion auch hierzulande massiv beeinflusst werden."