Die russischen Milliardäre Michail Fridman und Pjotr Awen wollen die gegen sie erhobenen EU-Sanktionen anfechten. "Michail Fridman und Pjotr Awen (...) sind zutiefst schockiert über die nachweislich falschen Behauptungen in der EU-Verordnung", mit denen die Sanktionen gegen sie gerechtfertigt werden sollen, ließen die Geschäftsleute am Dienstag mitteilen. Die Vorwürfe seien "fadenscheinig und unbegründet".

"Engste Oligarchen von Putin"

Dagegen wollen sie "energisch und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln" vorgehen. Damit sollen ungerechtfertigte und unnötige Schäden für Mitarbeiter, Kunden und Partner sowie "für die Unternehmen, die sie und ihre Partner in den letzten 25 Jahren aufgebaut haben", rückgängig gemacht werden.

Die EU hatte Awen als "einen der engsten Oligarchen von Wladimir Putin" bezeichnet. Fridman wurde als ein "führender russischer Finanzier und Förderer von Putins innerem Kreis bezeichnet".

Fridman wies die Vorwürfe zurück. Es sei unwahr, dass er "enge Beziehungen" zur Regierung von Wladimir Putin gepflegt habe. Beide Milliardäre bezeichneten es als unwahr, dass sie "inoffizielle Abgesandte der russischen Regierung" seien. "Dies sind böswillige und vorsätzliche Unwahrheiten – schlicht und einfach das Produkt historischer Fantasien und Verschwörungstheorien, die von Privatpersonen mit ihren eigenen Absichten erdacht wurden", so die beiden Geschäftsleute.

Sanktionen über zahlreiche Personen

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat die EU zahlreiche Sanktionen auch gegen Einzelpersonen verhängt. Betroffen davon ist etwa der Sprecher von Präsident Wladimir Putin – Dmitri Peskow. Dies geht aus einer Liste von 26 Personen hervor, die im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurde. Ebenfalls aufgelistet sind Igor Setschin, Chef der staatlichen Ölgesellschaft Rosneft, sowie sein Kollege von Transneft, Nikolai Tokarew.

"Ich kann nicht verstehen"

Auch der russische TUI-Großaktionär Alexei Mordaschow hat mit Unverständnis auf die Sanktionen der EU gegen ihn reagiert. "Ich kann nicht verstehen, wie diese Sanktionen gegen mich zu der Beilegung des schrecklichen Konflikts in der Ukraine beitragen sollen", erklärte der Oligarch in der Nacht zum Dienstag schriftlich.

"Ich engagiere mich seit sehr langer Zeit für die Entwicklung der wirtschaftlichen, kulturellen und humanitären Zusammenarbeit zwischen vielen europäischen Ländern", wird Mordaschow zitiert. Laut seiner Sprecherin ist es noch zu früh, um die Konsequenzen für Mordaschows Engagement bei TUI zu beurteilen.

Die EU hatte am Montagabend Sanktionen gegen mehrere russische Oligarchen in Kraft gesetzt. Auf der Liste steht auch Mordaschow. Nun werden unter anderem ihre Vermögenswerte in der EU eingefroren und ihre Reisefreiheit eingeschränkt. Mordaschow ist Haupteigentümer des Stahlkonzerns Severstal und mit gut einem Drittel der Anteile der größte Einzelaktionär des deutschen Reisekonzerns TUI. Bei dem Unternehmen aus Hannover sitzt er auch im Aufsichtsrat.

Den Krieg in der Ukraine bezeichnete Mordaschow als "Tragödie für zwei brüderliche Nationen". "Ich hoffe aufrichtig, dass in sehr naher Zukunft ein Weg gefunden werden kann, der den Konflikt löst und das Blutvergießen beendet." Er selbst sei nie nah an der Politik gewesen und habe sich immer darauf fokussiert, wirtschaftlichen Wert und Arbeitsplätze in Unternehmen in Russland und im Ausland zu schaffen. "Ich habe mit dem Entstehen der derzeitigen geopolitischen Spannungen absolut nichts zu tun und weiß nicht, warum die EU die Sanktionen über mich verhängt hat."