Der Krieg in der Ukraine legt die Auto-Produktion bei Volkswagen in Sachsen zumindest für einige Tage lahm. Im Werk Zwickau werde von Dienstag bis Freitag kommender Woche, in Dresden von Mittwoch bis Freitag nicht produziert, sagte ein VW-Sprecher am Freitag. VW stellt dort sein E-Auto ID.3 her. Mehrere tausend Mitarbeiter würden in Kurzarbeit geschickt. Grund seien wegen der Grenzschließung ausbleibende Materiallieferungen aus der Ukraine, unter anderem von Kabelsätzen, die dort hergestellt werden.
Der Nürnberger Autozulieferer Leoni hat seine beiden Werke in Stryji und Kolomyja nahe Lwiw in der West-Ukraine bereits am Donnerstag wegen des russischen Angriffs auf das Land vorerst geschlossen. Rund 7.000 Mitarbeiter stellen dort Kabelbäume (Bordnetze) für Autos her. Ein Sprecher sagte, VW sei ein großer Kunde von Leoni. Ob die Produktionsunterbrechungen in Zwickau und Dresden mit dem Produktionsstopp bei Leoni zusammenhingen, wisse er aber nicht.
Nestle und Renault
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat seine Fabriken und Lagerhäuser in der Ukraine mit rund 5.000 Beschäftigten vorerst geschlossen. Priorität sei es, das Personal zu schützen, teilte das Unternehmen am Freitag in Vevey am Genfersee mit. Alle Beschäftigten seien in Sicherheit. Es handelt sich unter anderem um drei Fabriken, die Süßwaren, Getränke und Fertiggerichte sowie Zutaten herstellen. Das Unternehmen nehme die Produktion wieder auf, sobald dies sicher sei.
Der französische Autokonzern Renault wiederum legt seine Produktion in Moskau vorübergehend still. Es gebe "einige Unterbrechungen bei der Versorgung mit Bauteilen", teilte die russische Renault-Tochter mit. Die Invasion Russlands in der Ukraine und die darauf folgenden westlichen Sanktionen gegen Russland erwähnte das Unternehmen nicht. Renault ist vergleichsweise stark in Russland engagiert und macht dort nach Schätzungen der Citibank etwa acht Prozent seiner Gewinne. Renault ist auch maßgeblich am größten russischen Autobauer Avtovaz beteiligt, dem Hersteller der Lada-Geländewagen.
Auswirkungen auf österreichische Firmen
Bei dem Chipbauer Infineon Austria hieß es, man beobachte die Situation laufend im "Hinblick auf mögliche regulatorische Änderungen". Details zu finanziellen Auswirkungen könne man nicht nennen. "Der Umsatz des Infineon-Konzerns mit Kunden in Russland übersteigt jedoch einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag nicht", schreibt eine Sprecherin.
Das Management des größten österreichischen Baukonzerns Strabag will die potenziellen Auswirkungen von Sanktionen dann erst kommentieren, "sobald diese umfänglich feststehen und bewertet wurden", hieß es aus dem Unternehmen. Das Russland-Geschäft mache den Angaben zufolge "weniger als 1 Prozent der Konzernleistung", also weniger als rund 160 Millionen Euro, aus. Für 2021 wies die Strabag eine Bauleistung von 16,1 Milliarden Euro aus.
Beim niederösterreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) hielt man sich ebenfalls mit Prognosen zurück. Die makropolitischen Auswirkungen und damit verbundenen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine seien aktuell noch nicht abschätzbar, sagte ein Sprecher zur APA. Das Russland-Geschäft von SBO liege nur im niedrigen zweistelligen Millionenbereich (bei fast 300 Millionen insgesamt), meinte zudem SBO-Chef Gerald Grohmann im Ö1-Mittagsjournal.