Wenn man nicht wüsste, in welcher Gefahr er schwebt, könnte man meinen, David Königshofer ist ein Manager, den man wie so häufig gerade im Auto erreicht. Er hebt sofort ab, Straßengeräusche im Hintergrund, unaufgeregt. Dabei ist er auf der Flucht, er ist in Lebensgefahr.
Königshofer, ein gebürtiger Linzer, der seit 17 Jahren in der Ukraine in der Holzindustrie tätig ist – er ist CEO für die ukrainische Produktion eines schwedischen Konzerns, der für Ikea produziert – hat sich mit seiner Frau und seinem einjährigen Sohn am Mittwoch selbst evakuiert. "Wir sind in der Früh auf Anraten der Botschaft aufgebrochen. Seit 7,5 Stunden sind wir jetzt unterwegs und gerade einmal sieben Kilometer weit gekommen und immer noch in Kiew. Die ganze Stadt steht. Es geht nichts weiter. Jeder versucht, das Land zu verlassen", sagt er während einer Tankpause gestern Nachmittag.
Königshofer fährt im Konvoi mit anderen Österreichern, die bis Mittwoch noch in Kiew waren, in Richtung Süd-Westen. "Unser Ziel ist, dass wir über die Slowakei nach Österreich kommen. Die genaue Route wird sich noch ergeben. Ich persönlich steuere mein Elternhaus in Linz an", sagt der Manager, der 2003 Mister Austria war.
Bevor er aufbrach, gab er die Order, die Produktion zu stoppen. Seine 440 Mitarbeiter hat er nach Hause geschickt, "damit sie sich in Sicherheit bringen können". "Und wir haben ein Monatsgehalt im Voraus gezahlt. Auch sicherheitshalber."
Was wird? Königshofer hofft, dass er "ein, zwei Wochen" in Österreich bleibt und dann wieder zurück in die Ukraine fahren kann. "Aber natürlich muss man abwarten, was kommt."