Für die Uniqa ist der heutige Tag, an dem am Vormittag ein Spitzenergebnis für 2021 präsentiert wurde, dennoch auch ein "trauriger Tag", so Uniqa-Chef Andreas Brandstetter. "Die Zukunft dieses Landes ist ungewiss. Das ist demokratiepolitisch, das ist humanitär eine wirkliche Tragödie."
Der österreichische Versicherungskonzern ist in der Ukraine die Nummer Zwei am Markt, dafür haben 850 Mitarbeiter in den vergangenen Jahren gesorgt. So gilt ihnen auch die Hauptsorge des Vorstands in Wien. "Wir sind im Moment laufend mit den Kolleginnen und Kollegen in Kiew und Umgebung im Austausch," sagt Uniqa-Vizechef Kurt Svoboda.
Zum einen seien Maßnahmen zur Datensicherheit getroffen worden. "Auf der anderen Seite haben wir versucht, dass genügend Liqidität im Unternehmen ist," erklärte Svoboda. Die Sicherheit der Mitarbeiter versuche man durch Homeoffice zu gewährleisten. Informationen würden nur noch über bestimmte Plattformen ausgetauscht. Man habe sich auch für den Fall vorbereitet, dass die Telekommunikation abgeschnitten werden könnte. Die Uniqa zählt in der Ukraine mehr als eine Million Kunden, gegen Kriegsschäden gibt es allerdings grundsätzlich keine Versicherung.
Abschied aus heutiger Sicht kein Thema
Das finanzielle Engagement in der Ukraine beläuft sich auf 150 Millionen Euro, die sind großteils in Staatsanleihen, Bargeldreserven und einzelnen Untrnehmensanleihen angelegt. Cvoboda: "Sollten die zu hundert Prozent ausfallen, was ich persönlich nicht glaube, dann geht ein Großteil davon, mehr als 90 Prozent, gegen das Eigenkapital der Uniqa und nicht gegen die Gewinn- und Verlustrechnung. Und im Eigenkapital ist das für den Konzern verkraftbar."
Zwischen zehn und 15 Millionen Euro verdient die Uniqa in der Ukraine, in Russland sind es rund 20 Millionen. Ein Kappen Russland vom Zahlungssystem Swift "würde zwar wehtun", stelle aber kein worst case-Szenario dar, erklärt Svoboda. "Wir können über unsere Internettransaktionskanäle und unser Assetmanagement Teile davon abdecken. Wir haben auch den Vorteil, dass wir keine konzerninternen Transaktionen haben."
Man könne möglicherweise 30 Millionen Ertragsverlust als ein Szenario sehen. Svoboda: "Die könnten wir aber durchaus kompensieren." Ein Aus in der Ukraine komme aus heutiger Sicht nicht infrage. "Das wäre genau die feigste Variante," so Svoboda im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Man habe auch bei einem länger andauernden Kriegszustand dort einen Auftrag, man sollte dann das Land beim Wiederaufbau unterstützen. Übernehme Russland dort das Zepter, müsse man ohnedies völlig andere Dinge überlegen.
Claudia Haase