Bügelfäche, "kinderleicht" stufenlos höhenverstellbar. Die Bügeltische, die das Kärntner Brüderpaar Nils und Tobias Grolitsch in der Ukraine produzieren lässt, sind ein europaweiter Verkaufsschlager und bestplatziert in diversen Produkttests. Seit 20 Jahren betreiben sie ihre Eurogold Industries Ltd in Zhytomyr, einer Stadt mit 270.000 Einwohnern, 120 Kilometer westlich von Kiew. Und haben es geschafft, das Unternehmen zum größten Hersteller von Bügelbrettern in ganz Europa zu machen. Beide leben in der Ukraine und sind zur Zeit ob der zugespitzten Lage "permanent in Sitzungen und für ein Telefongespräch nicht abkömmlich", wie es aus der Eurogold Handels GmbH heißt, die in Techelsberg bei Pörtschach ihren Sitz hat.
Das niedrige Lohnniveau in der Ukraine gab und gibt den Ausschlag dafür, dass die Kärntner – trotz der Hürden wie Bürokratie und Korruption – in den osteuropäischen Staat gezogen sind. Rund 250 bis 350 Euro beträgt der aktuelle durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters. Nils und Tobias Grolitsch beschäftigen mittlerweile 1000 Mitarbeiter und haben ihre Produktpalette auf Wäscheständer und Stufenstehleitern ausgedehnt.
Der Russland-Ukraine-Konflikt beeinträchtigt seit Jahren die Produktion des Unternehmens. "Von unseren Mitarbeitern hier sind einige zwischendurch an der Front, kommen wieder zurück, sind traumatisiert, reden nichts mehr, haben Probleme. Wir müssen damit leben", berichtete Tobias Grolitsch zuletzt dem Journalisten Christian Wehrschütz.
In Russland wiederum ist die Hasslacher Gruppe, die ihren Sitz in Sachsenburg in Oberkärnten hat, seit 25 Jahren mit einem Sägewerk vertreten. 250 Mitarbeiter werden beschäftigt, sagt Firmenchef Christoph Kulterer. Derzeit beeinträchtige der Konflikt die Produktion nicht, man schaue aber natürlich mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen. Was das Thema Holz anbelange, seien aber weder Russland noch die Ukraine sehr relevant für Österreich, da beide Exportbeschränkungen auf Rundholz hätten.
Exporte haben stark abgenommen
Überhaupt sind Russland und die Ukraine für Export und Import schon seit einigen Jahren nicht mehr ganz so wichtig für Kärnten. "Mehr als die Hälfte ist schon durch die bisherigen Sanktionen weggefallen", sagt Meinrad Höfferer, Außenhandelsexperte und Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten. 2013 seien noch Waren im Wert von 93 Millionen Euro in Richtung Russland gegangen, 2020 waren es nur noch 43 Millionen Euro. Ähnlich bei der Ukraine. 2013 betrug der Wert der Exporte 31 Millionen Euro, 2020 nur noch 13,3 Millionen Euro, so Höfferer.
Während früher auch viele Lebensmittel nach Russland geliefert wurden, unter anderem war beispielsweise die Kärntner Milch mit ihren Produkten vertreten, seien diese Exporte in den vergangenen Jahren komplett weggefallen. "Es ist aussichtslos. In Russland wird jetzt alles selber produziert", sagt Höfferer. Bei den Importen seien Rohstoffe wie Gas und Öl übrig geblieben. "Und da ist jetzt im Hintergrund die Frage, wie es weitergeht."