Der Wiener Aktienmarkt ist am Dienstag zu Handelsbeginn angesichts wachsender Sorgen wegen der Kriegsgefahr in der Ukraine stark unter Abgabedruck geraten. Der heimische Leitindex ATX notierte kurz nach Sitzungsbeginn bei 3.604,75 Zählern um deutliche 126,09 Punkte oder 3,38 Prozent unter dem Montag-Schluss (3.730,84).
Auch das europäische Börsenumfeld startete mit deutlichen Kurseinbußen in den Handel. Zuvor hatten die Asien-Märkte tiefrote Vorgaben geliefert. Marktbeobachter verwiesen auf den eskalierenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Entsendung von Truppen in den umkämpften Osten des Landes angeordnet. Die Einheiten sollen in den kurz zuvor von ihm als unabhängige Staaten anerkannten "Volksrepubliken Luhansk und Donezk" für "Frieden" sorgen. Die USA und die EU kündigten Strafmaßnahmen an.
Zu den größten Verlierern in Wien zählten im Frühhandel Raiffeisen und büßten knapp zehn Prozent an Wert ein. Aktien der Erste Group mussten ein Minus von 4,5 Prozent verbuchen und voestalpine verloren 3,7 Prozent an Wert. Wienerberger gaben um 3,4 Prozent nach, während Andritz und OMV jeweils rund drei Prozent abrutschten.
Auch die Börse in Russland ist zum Handelsstart eingebrochen. Der Leitindex an der Börse in Moskau, der in Dollar gerechnete RTS, hat zum Handelsstart deutlich verloren und fiel unter 9,9 Prozent und darunter.
Brent auf 86,11 Euro
Der Ukraine-Konflikt hat auch die Ölpreise am Dienstag weiter angetrieben. In der Früh kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 97,63 US-Dollar (86,11 Euro). Das waren 2,24 Dollar mehr als am Vortag. Zwischenzeitlich erreichte der Preis für diese Sorte den höchsten Stand seit 2014. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zog um 3,60 Dollar auf 94,67 Dollar an.
Aus dem Westen kam scharfe Kritik. Die Europäische Union und die USA kündigten Sanktionen an. Befürchtet wird zum Beispiel, dass diese auch den Export von russischem Erdöl umfassen könnten. Russland ist eines der wichtigsten Förderländer für diesen Rohstoff. Entsprechend groß ist die Sorge vor einer Angebotsverknappung von Rohöl auf dem Weltmarkt. Sowohl Russland als auch die Ukraine sind wichtige Handelspartner.