Eurowings, die Billigschiene der Lufthansa, macht es nun dem Konkurrenten Ryanair gleich und gründet eine Tochter in Malta. "Ein sukzessiver Transfer von Flugzeugen und Crews in die neue Gesellschaft ist im Winterflugplan 2022/23 geplant", heißt es von Eurowings. Hauptbetroffene ist die Eurowings Europe GmbH mit Sitz in Wien. Im März wird die maltesische Eurowings Europe Ltd gegründet.
Eurowings begründet den Schritt mit der "aufwändigen Doppelbesteuerung in Österreich". Denn in der aktuellen Lage falle "unabhängig vom individuellen Wohnsitz und dem Beschäftigungsland der größte Teil der Lohnbesteuerung dem Land zu, in dem sich der juristische Sitz der Airline befindet" – also in Österreich. Die meisten Eurowings-Mitarbeiter würden aber in anderen Ländern leben. Das Problem doppelter Steuererklärungen und komplexer Abrechnungsprozesse sei ein Nachteil im Wettbewerb. Ein juristischer Sitz in Malta ermöglicht es, Steuer- und Sozialabgaben der Mitarbeitenden in voller Höhe im jeweiligen Beschäftigungsland abzuführen. "Es geht also nicht um Steuervermeidung, sondern um eine Versteuerung im jeweiligen Land der Beschäftigung", so Eurowings. Mitarbeitende in Österreich (Salzburg, Wien) würden weiterhin in Österreich besteuert.
"Sozialrechtlicher Status unangetastet"
Eurowings beruhigt, dass sich für Cockpit- und Kabinencrews bei einem Wechsel wenig ändern werde. Die Beschäftigten sollen an ihren bisherigen Basen stationiert bleiben. Steuer- und Sozialabgaben würden lokal abgeführt. Auch der arbeits- und sozialrechtliche Status bleibe unangetastet. Bei den 35 Mitarbeitenden in der Verwaltung in Wien werde geprüft, ob sie von anderen Standorten arbeiten könnten.
Die für Luftfahrt zuständige Gewerkschaft vida ist beunruhigt. "Vagen Ankündigungen der Fluggesellschaft, dass es dabei zu keinen Verschlechterungen für die Beschäftigten kommen soll, kann und will ich aktuell keinen Glauben schenken", so Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. Er fordert das Unternehmen zur sofortigen Aufnahme von Gesprächen mit der vida auf und verweist auf finanzielle Unterstützung für Eurowings und deren Mutter, den Lufthansa-Konzern, in der Corona-Pandemie. "Zum Dank dafür treten sie nun bei erster Gelegenheit die Steuerflucht an", so Liebhart. Bisher gebe es von Eurowings keine verbindlichen Zusagen, dass die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf dem Weg nach Malta unberührt bleiben.