Die Europäische Zentralbank (EZB) wird laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde keinen abrupten Richtungswechsel einleiten. "Jede Anpassung unserer Geldpolitik wird graduell sein", sagte Lagarde am Montag im Europa-Parlament in Straßburg.
Lagarde sprach sich zudem dafür aus, dass die Währungshüter in Anbetracht der aktuellen Unsicherheit mehr denn je Flexibilität bewahren sollten. "Unsere Geldpolitik ist immer datenabhängig und dies ist umso wichtiger in der Lage, mit der wir gerade konfrontiert sind", sagte die Notenbankchefin.
Inflation jenseits der 5 Prozent
An den Börsen waren zuletzt die Zinsspekulationen ins Kraut geschossen. Dort wurde sogar von Zinserhöhungen bis Dezember von 50 Basispunkten ausgegangen. Letztmalig hatte die EZB Leitzinsen im Jahr 2011 angehoben. Lagarde hatte Anfang Februar die Tür für einen eventuellen Zinsschritt noch in diesem Jahr ein Stück weit geöffnet. Angesichts des momentanen Inflationsschubs hatte sie nach der jüngsten Zinssitzung ihre frühere Einschätzung nicht mehr wiederholt, wonach eine Zinswende 2022 sehr unwahrscheinlich sei.
Gegenüber den Abgeordneten bekräftigte Lagarde, dass es Zinserhöhungen erst nach dem Ende der Anleihenkäufe geben wird. "Eine Zinserhöhung wird nicht erfolgen, bevor unsere Nettoanleihenkäufe enden", sagte sie. Und dafür müssen Lagarde zufolge Bedingungen erfüllt sein. Mit diesen solle sichergestellt werden, dass die Zinsen nicht verfrüht angehoben werden. Lagarde wies darauf hin, dass den Währungshütern zur Zinssitzung im März neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte vorliegen werden. Die Euro-Wächter seien dann besser in der Lage, die Folgen des jüngsten Inflationsschubs einzuschätzen. Die Teuerung in der Eurozone war im Jänner überraschend auf einen neuen Rekordwert von 5,1 Prozent geklettert. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik 1997.