Der Präsident des Instituts für höhere Studien (IHS), Franz Fischler, kann sich ein Modell der Finanzierung der Wirtschaftsforschung wie in Deutschland auch für Österreich gut vorstellen. In Deutschland wird die Wirtschaftsforschung über die sogenannte Leibniz-Gemeinschaft finanziert. Diese ist ein Zusammenschluss von außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu einem Verein, der gemeinsam vom deutschen Forschungsministerium und den Ländern finanziert wird.

"So etwas für Österreich zu überlegen, würde ich für sehr, sehr sinnvoll halten, weil dann hat man endlich erstens volle Transparenz und diese leidige Debatte, ob da jetzt also politische Eingriffe erfolgen oder nicht, endgültig aus der Welt geschafft," so Fischler am Montag im Ö1-Radio. Das IHS finanziere sich zu 60 Prozent aus Projekten. Allerdings brauche man auch eine Grundausstattung. Die Mittel dafür kommen in erster Linie vom Finanzministerium und der Nationalbank (OeNB). Das Budget für 2022 stehe bereits, mittelfristig sei die Finanzierung allerdings noch nicht endgültig geklärt, da die OeNB ihr Finanzierungssystem von einem fixen Anteil auf projektbezogene Finanzierung umstellen will.

Hintergrund der Aussagen Fischlers zur Finanzierung des IHS ist die Kritik des deutschen Ökonomen Lars Feld. Dieser hätte den Chefposten im IHS als Nachfolger des aktuellen Arbeitsministers Martin Kocher (ÖVP) übernehmen sollen, am vergangenen Freitag sagte er jedoch überraschend ab. Als Grund nannte er unter anderem die stärkere Abhängigkeit der österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitute von ihren Geldgebern.

"Dann hätte er sich gar nicht bewerben dürfen"

Feld nannte auch die "Notwendigkeiten zur Umstrukturierung", die "nicht ohne Querelen ablaufen und zu Belastungen führen würden", als weiteres Problemfeld. Fischler zeigte sich über diese Aussage verwundert: "Wir wollen ja das IHS weiterentwickeln und natürlich, wenn Sie eine solche Weiterentwicklung anstreben, das heißt konkret zum Beispiel die eine oder andere Forschungsgruppe neu ausrichten." Dies "geht natürlich nicht ganz ohne Querelen ab", so der IHS-Präsident. "Das hat er gewusst, wie er sich beworben hat. Wenn das das Problem gewesen wäre, hätte er sich gar nicht bewerben dürfen."

Generell will Fischler nun aber nach vorne schauen und sich den Verhandlungen mit dem nächsten Kandidaten, dem deutschen Ökonomen Guntram Wolff, widmen. Wolff ist seit mehreren Jahren Direktor des Think Tanks Bruegel Institut in Brüssel und sagte zum ORF-Radio am Montag: "Ich möchte zu dem Thema nur Folgendes sagen, nämlich, dass ich mich nach dieser Ummischung der Karten freue auf die Gespräche mit Herrn Fischler."