Der deutsche Ökonom Lars Feld tritt doch nicht die Nachfolge von Martin Kocher als Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) an. Entsprechende Medienberichte bestätigte man im IHS gegenüber der APA. Der ehemalige Chef der deutschen Wirtschaftsweisen war im Sommer zum neuen wissenschaftlichen Leiter des Instituts designiert worden. Nun sagte er ab und bleibt Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Die IHS-Chefstelle ist seit dem Wechsel Kochers als Arbeitsminister in die Regierung vor rund einem Jahr vakant. Der Posten soll nun nicht neu ausgeschrieben werden, hieß es aus dem IHS zur APA. IHS-Präsident Franz Fischler habe bereits Gespräche mit dem deutschen Wirtschaftswissenschafter Guntram Wolff begonnen. Er leitet das Bruegel-Instituts in Brüssel und war neben Feld und dem Soziologen Frank Kalter im ungereihten Dreiervorschlag für die IHS-Leitung vertreten.

“Gewisse Notwendigkeiten zur Umstrukturierung"

In einem Mail an Journalisten ortet Feld am IHS "gewisse Notwendigkeiten zur Umstrukturierung". Das Institut müsse vor allem im finanzwissenschaftlichen Bereich, dem Kernbereich von Felds Forschungsinteressen, deutlich gestärkt werden. Dies würde erhebliche Anstrengungen erfordern, "nicht ohne Querelen ablaufen und zu Belastungen führen." Außerdem wird die Änderung der Grundfinanzierung durch die Österreichische Nationalbank (OeNB) angeführt.

Eine Rolle habe auch gespielt, dass die Institute in Österreich stärker von ihren Geldgebern abhängig seien als jene in Deutschland, wo eine unabhängige Gesellschaft wie die Leibniz-Gemeinschaft die Mittel vergibt. Das erfordere "kontinuierliche, im Umfang stärkere Anstrengungen der Leitungen der Institute, ihre Unabhängigkeit zu sichern", insbesondere im Hinblick auf die Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. "Insgesamt", so Feld, "wäre der Wechsel nach Wien also nicht ohne Risiken."

Chefposten seit rund einem Jahr vakant

Dabei hatte das IHS seine Suche nach einem neuen wissenschaftlichen Leiter nach dem Abgang von Martin Kocher in die Bundesregierung Anfang des Vorjahres eigentlich bereits im Juni 2021 für beendet erklärt. Der wirtschaftsliberale Lars Feld, zuletzt etwa Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, wurde zum Nachfolger von Kocher designiert. Danach begannen die Vertragsverhandlungen mit Feld. Diese haben sich über Monate hingezogen. Bis heute steht das IHS damit ohne Chef da.

"Vorausgegangen war eine monatelange Unklarheit über Felds Zukunft, in der sowohl sein bisheriger Arbeitgeber als auch die Geldgeber seines neuen Instituts involviert waren", berichtet auch das deutsche Handelsblatt. Grund sei u. a. auch  eine fehlende Einigung zwischen Feld und der Universität Freiburg gewesen, wo der Ökonom seit 2010 lehrt und als Präsident des angeschlossenen Eucken-Instituts fungiert.

Der Entschluss, nicht nach Wien zu gehen, habe aber auch mit dem IHS selbst, genauer genommen der Finanzierung des Instituts zu tun.