Die steigenden Energiekosten betreffen nicht nur die einzelnen Haushalte, sondern auch viele Betriebe massiv. Vor allem seitens der zum Großteil sehr energieintensiven Industriebetriebe kommt jetzt ein empörter Aufschrei. "Unsere Energiekosten haben sich in den vergangenen Monaten vervierfacht", sagt Michael Velmeden, Chef der Firma cms electronics in Klagenfurt und Industrieobmann der Wirtschaftskammer Kärnten.
Besonders hart trifft es aber nicht nur die Elektronikbranche, auch Bereiche wie die Sägeindustrie und ohnehin alle Betriebe, wo Energie über den Einsatz von Maschinen ein wesentlicher Produktionsfaktor sei, hätten mit den massiv steigenden Preisen zu kämpfen. Sie würden die Herstellungskosten massiv nach oben treiben, und das, so Velmeden, zusätzlich zu den stark erhöhten Rohstoffpreisen, mit welchen sämtliche Branchen schon seit mehr als einem Jahr zu kämpfen hätten.
Wir liegen in Österreich bei den Energiepreisen im europäischen Spitzenfeld. Und das beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit enorm. Der Kostendruck, der entsteht, ist ein Standortnachteil", ist der Industrieobmann überzeugt. Die Kosten könnten auch nicht in dem Ausmaß an die Kunden weitergegeben werden. Verträge seien über längere Laufzeiten geschlossen, da könne so spontan nicht an der Preisschraube gedreht werden. "Die Belastungen bleiben im Betrieb hängen, und das hat erheblichen Einfluss auf die Entwicklungsmöglichkeiten", so Velmeden. Mit unter anderem negativen Auswirkungen auf Investitionen, bei laut einer Umfrage 40 Prozent und mehr der österreichischen Industrieunternehmen.
"Energieversorger optimieren Gewinne"
"Die Situation ist ziemlich dramatisch. Wir sind von den Strom- und Gaspreiserhöhungen massiv betroffen. Die Energiepreise haben sich auch bei uns im Unternehmen vervierfacht, wenn nicht sogar verfünffacht. Das führt natürlich zu Preissteigerungen bei Produkten. Und wir müssen die Kosten auch an die Kunden weitergeben", sagt Harald Kogler, Geschäftsführer der Hirsch Servo Gruppe in Glanegg. Und er nimmt die Energieversorger in die Verantwortung. Sie würden an der Energiebörse in Leipzig dealen, und jeder der das mache, verdiene direkt daran mit, und optimiere die Gewinne. Und das, obwohl die Energieversorger in Österreich zu mehr als 50 Prozent in öffentlichem Eigentum stünden, kritisiert er, dass die Politik nicht steuernd eingreift, wie es in anderen europäischen Ländern der Fall sei. "Die 150 Euro pro Haushalt sind nicht der Rede wert." Das gerade präsentierte hervorragende Ergebnis der OMV kein Zufall.
Als Reaktion auf die enorme Kostensteigerung prüfe jeder fünfte Betrieb in Österreich eine Produktionseinschränkung oder habe diese schon umgesetzt, so Velmeden. Um die Belastungen zu entschärfen, werde eine vorübergehende Senkung energiebezogener Steuern und Abgaben gefordert sowie die Umsetzung der Strompreiskompensation im Rahmen des EU-Emissionshandels.
Astrid Jäger