Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook blieb im vergangenen Quartal deutlich hinter den Erwartungen. Anleger reagierten darauf schockiert. Konzernmutter Meta verlor am Donnerstag rund ein Viertel seines Werts. Damit lösten sich mehr als 220 Milliarden US-Dollar (194 Milliarden Euro) Börsenwert in Luft auf - ein Rekord. Das ist gut fünfmal mehr als der Rivale Snapchat zurzeit überhaupt auf die Börsenwaage bringt.
Der Hauptgrund: Die Zahl täglich aktiver Facebook-Mitglieder sank erstmals in der Geschichte. Binnen drei Monaten um rund eine Million. Bei monatlicher Aktivität gab es ein für Facebook-Verhältnisse mageres Plus von zwei Millionen. Zusammen mit der Enttäuschung über die Umsatzprognose für das laufende Quartal trieben die Zahlen Anleger in die Flucht.
Gründer und Chef Mark Zuckerberg verwies ausdrücklich auf Konkurrenz unter anderem durch die Video-App Tiktok. „Die Leute haben jede Menge Auswahl, wie sie ihre Zeit verbringen wollen – und Apps wie Tiktok wachsen sehr schnell“, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Auch seine Plattform werde fortan noch stärker auf kurze Videos setzen, gab der 37-Jährige die Marschrichtung vor.
Der Konzern entwickelte dafür den hauseigenen Tiktok-Konter Reels. Der neue Fokus werde zunächst auf die Erlöse drücken, räumte Zuckerberg ein. Denn Reels-Anzeigen seien weniger lukrativ als etwa der Platz im Newsfeed der Nutzer. Doch das sei der richtige Schritt für die Plattform auf lange Sicht.
Große Erwartungen werden zur Last
Die abrupte Aktivitätsbremse traf alle Bereiche. Ein Rückgang der Zahl täglich aktiver Nutzer von 1,93 auf 1,929 Milliarden mag nicht wie eine große Sache wirken. Aber noch im Vierteljahr davor war der Wert um 22 Millionen gestiegen – und um 30 Millionen im zweiten Quartal 2021.
Der Facebook-Konzern Meta zählt auch, wie viele Nutzer mindestens eine seiner Apps nutzen – dazu gehören unter anderem auch WhatsApp und Instagram. Mit einem Plus von zehn Millionen auf 2,82 Milliarden täglich fiel auch hier das Wachstum ungewöhnlich niedrig aus. Im Vierteljahr davor waren noch 50 Millionen dazugekommen.
Facebook hatte in der Corona-Pandemie die Anleger mit üppigen Wachstumsraten verwöhnt. Auch daher schlug die Prognose von 27 bis 29 Milliarden Dollar (23,9 bis 25,6 Mrad Euro) Umsatz im laufenden Quartal besonders hart ein. Denn sie bedeutet, dass die Erlöse im Jahresvergleich vielleicht nur um dünne drei Prozent wachsen werden.
Apple behindert das Facebook-Geschäft
Der Konzern verwies zur Begründung einmal mehr auf Apples Maßnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone, die das Facebook-Geschäft schon seit Monaten bremsen. Meta rechne damit, dass dies den Konzernumsatz in diesem Jahr um zehn Milliarden Dollar drücken werde, sagte Finanzchef Dave Wehner.
App-Anbieter wie Facebook müssen iPhone-Nutzer seit vergangenem Jahr fragen, ob sie zu Werbezwecken ihr Verhalten quer über verschiedene Dienste und Websites nachverfolgen dürfen. Sehr viele iPhone-Kunden lehnten dies ab. Dadurch kann Facebook schlechter die Anzeigen auf einzelne Nutzer zuschneiden.
AR & VR: Zehn Milliarden Dollar Minus
Meta veröffentlichte auch erstmals ausführlichere Zahlen zu seinem Geschäft mit virtueller Realität. Daraus soll mit der Zeit die digitale Welt Metaverse entstehen, in der Zuckerberg die ferne Zukunft des Konzerns sieht. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz der Sparte „Reality Labs“ im Jahresvergleich von 717 auf 837 Millionen Dollar zu.
Zugleich stieg auch der operative Verlust von rund 2,1 auf 3,3 Milliarden Dollar. Im gesamten vergangenen Jahr häufte die Sparte rote Zahlen von mehr als zehn Milliarden Dollar an, unter anderem für Forschung und Entwicklung.
Freilich: Finanzielle Sorgen muss man sich um Facebook und Meta noch nicht machen. Der Konzernumsatz wuchs im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um ein Fünftel auf knapp 33,7 Milliarden Dollar (rund 29,8 Mrd. Euro). Unterm Strich sank der Gewinn um acht Prozent auf knapp 10,3 Milliarden Dollar.