Die Energiepreise sind wohl nicht nur wegen der aktuellen Ukraine-Krise hoch, sondern werden die kommenden Jahre noch hoch bleiben. Das wird sich erst mit der Zeit in den Verbraucherpreisen niederschlagen, heißt es in einer Analyse der Eco Austria. Das könnte einerseits zu einer anhaltend höheren Inflation beitragen, andererseits die Nachfrage und damit das Wirtschaftswachstum dämpfen, sagte Institutschefin Monika Köppl-Turyna im Gespräch mit der APA.
Die Markterwartung sei, dass die Preise für Strom länger hoch bleiben, so Köppl-Turyna. "Während die Marktteilnehmer beim Erdgas langfristig wieder einen stärkeren Rückgang erwarten, sind die Preiserwartungen für Strom bis 2027 etwa doppelt so hoch wie vor Beginn der Coronakrise", heißt es in einer aktuellen Analyse des Instituts unter Berufung auf die Futures-Preise von Mitte Jänner. Hier schlage wohl der Umbau der Stromversorgung auf alternative Energiequellen durch.
Sollten sich die Preise so entwickeln, wie es der Markt derzeit erwartet, dann hätten Stromverbraucher in Österreich 2023 knapp fünf Milliarden Euro mehr Kosten als 2020. Bei Erdgas würde das zu einer Milliarde an Mehrkosten führen. Hohe Großhandelspreise würden kurzfristig noch nicht bei den Verbrauchern durchschlagen, da Energie häufig über längerfristige Verträge gekauft wird, aber wenn die Preise hoch bleiben, wird sich das in der Gesamtwirtschaft auswirken. "Da müssen wir uns strukturell etwas überlegen", so Köppl-Turyna.
Gegen Umsatzsteuersenkung bei Strom
Es sei sehr komplex, einerseits die Kaufkraft der Haushalte zu erhalten, andererseits aber die - zur CO2-Reduktion gewünschte - Lenkungswirkung hoher Energiepreise nicht zu verlieren. Keinesfalls sollte man die CO2-Steuer senken, sagt Köppl-Turyna, da diese helfe, den CO2-Ausstoß im Verkehr zu reduzieren. Da könnte man eher noch an eine weitere Erhöhung denken.
Aber bei anderen, erdgas- und strombezogenen Lenkungsabgaben würden die hohen Strompreise "Spielraum eröffnen". So könnte man Netzentgelte, Ökostrompauschale oder Ökostromförderungen überdenken, auch wenn das die Inflation steigern könnte. Auch spricht sich Eco Austria für die Erhöhung des Heizkostenzuschusses oder ähnlicher Hilfen für Haushalte mit niedrigem Einkommen aus. Grundsätzlich sollten Einkommenssteuern und Lohnnebenkosten gesenkt und die kalte Progression abgeschafft werden, um die Einkommen der Haushalte zu stützen.
Köppl-Turyna ist aber strikt dagegen, die Umsatzsteuer auf Strom zu senken. "Das ist eine Maßnahme, die aus unserer Sicht dazu führt, dass die Inflation noch weiter steigt, weil man damit einen weiteren massiven expansiven Schub gibt. Das könnte die Inflation noch zusätzlich befeuern".
Die hohen Energiepreise werden sich aus heutiger Sicht wohl in einer zweiten Runde in den Produktionskosten der Industrie spiegeln, erwartet Köppl-Turyna. Und man müsse mittelfristig auch von einer Anpassung der Nachfrage ausgehen - und damit zu einer Senkung der Produktion.