Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon, der in Österreich in Villach in Kärnten einen großen Ableger hat, rechnet in den nächsten zwölf Monaten mit einem Ende der Chipkrise in der Automobilindustrie. "Ich gehe davon aus, dass wir 2023 den Bedarf gut abdecken können", sagte Infineons Automotive-Chef Peter Schiefer der "Automobilwoche" in einem am Sonntag verbreiteten Interview.
"Bei Mikrocontrollern, die wir außer Haus fertigen lassen, werden wir 2022 noch eine starke Begrenzung haben." Das zweite Halbjahr werde aber besser als das erste. Bei selbst hergestellten Produkten wie der Leistungselektronik und Sensoren gebe es heute zum Teil schon keine Engpässe mehr. "Und wir werden bis zum Sommer weitestgehend lieferfähig sein", sagte Schiefer. "Die letzten Themen werden 2023 gelöst werden."
Deutliche Erweiterung der Produktion
Schiefer kündigte zugleich eine deutliche Erweiterung der Produktion an. "Wir werden unsere Kapazitäten stark ausbauen und beispielsweise in Villach investieren, um dem wachsenden Bedarf im Bereich Siliziumkarbid gerecht zu werden."
Die Mangel an Halbleitern und anderen Produkten hat die Wirtschaft nahezu weltweit stark ausgebremst. Besonders der deutschen Automobilindustrie mach das Fehlen von Bauteilen zu schaffen. Die Produktionslücke in der gesamten Industrie beim wichtigsten österreichischen Handelspartner sei dadurch auf 7,5 Prozent gestiegen, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) ermittelte. Dort stapeln sich angesichts der Produktionsengpässe immer mehr Aufträge: Die Betriebe erhalten seit Juni 2020 beständig mehr neue Aufträge als sie abarbeiten konnten, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Den Auftragsberg kann durch ein kräftiges Hochfahren der Produktion abgearbeitet werden, wenn sich die Materialengpässe ab dem Frühsommer mit den dann erwarteten sinkenden Corona-Zahlen deutlich entspannen, sagen Experten voraus.