Von einem "Ausnahmejahr" im Zusammenhang mit dem österreichischen Pkw-Markt spricht Peter Laimer von der Statistik Austria in der Jahrespräsentation der Automobilwirtschaft. Im Rückspiegel betrachtet sind die Neuzulassungen von Personenkraftwagen (Pkw) 2021 laut Statistik Austria im Vergleich zum Jahr davor um 3,6 Prozent auf 239.803 zurückgegangen. Damit liegen die Pkw-Neuzulassungen um 27,2 Prozent unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 bzw. auf dem niedrigsten Wert seit 37 Jahren.
Mit dem neuerlichen Rückgang der Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2021 auf 239.803 (2020: 248.740) sei nunmehr der geringste Wert seit dem Jahr 1984 (215.640) erreicht worden, so Laimer. Die Zahl neu zugelassener Pkw liegt damit im Jahr 2021 um mehr als 70.000 Fahrzeuge unter dem 20-Jahres-Durchschnitt von 310.611 Pkw.
"Auch 2022 wird schwierig"
Auf ein "enttäuschendes Autojahr 2020 folgte 2021 ein abermals schwaches Jahr", betont Klaus Edelsbrunner, Obmann des österreichischen Autohandels in der Wirtschaftskammer. Da weder hinsichtlich der Pandemie noch im Zusammenhang mit der Halbleiter-Krise eine rasche Besserung in Sicht sei, "wird auch 2022 schwierig". Aktuell rechne man mit 240.000 Neuwagen-Zulassungen im Gesamtjahr, so Edelsbrunner. Auch Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, erwartet 2022 "ein ähnlich schwaches Ergebnis wie 2021". Dabei hatte man in der Branche im ersten Halbjahr des Vorjahres so etwas wie "Aufbruchstimmung" wahrgenommen. Insbesondere die Lieferprobleme, die aus Chipmangel resultieren, sorgten dann aber für eine markante Eintrübung. "Die Nachfrage wäre da, Produkte meistens nicht", so Kerle. Dadurch seien die Preise gestiegen, Leidtragende seien lokale Händler und auch die Kunden, so Kerle. Auch Edelsbrunner spricht von teils "extremen Lieferproblemen, bei Neuwagen kommt es zu Wartezeiten von teils bis zu einem Jahr". Bei den Gebrauchtwagen seien die "Lager leer, die Preise haben angezogen".
Sowohl Kerle als auch Edelsbrunner sehen hinsichtlich der Elektromobilität auch die Politik gefordert. Die Zahlen bei alternativen Antrieben zeigen zwar steil nach oben, bei E-Autos sei die Nachfrage bei Privaten aber noch gering. Kerle führt das auf eine unzureichend ausgebaute Ladeinfrastruktur zurück, aber auch auf den "Tarifdschungel". Das gelte es "übersichtlicher und damit verbraucherfreundlicher zu gestalten". Die gegenwärtig steigenden Strompreise könnte die Zurückhaltung bei Privatkäufern noch verstärken, befürchtet Edelsbrunner.
Nachfrage nach individueller Mobilität ungebrochen
Man sehe aber, dass die Nachfrage nach individueller Mobilität ungebrochen sei, so Kerle. Doch es müssten auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Permanent angekündigte Steuererhöhungen sowie Verteuerungen im Mobilitätsbereich würden für Verunsicherung sowohl bei Privatkunden als auch bei Unternehmen sorgen. Derzeit wären unter dem Deckmantel des Klimaschutzes wieder Anpassungen bei der Pendlerpauschale, dem Sachbezug sowie dem sogenannten Dieselprivileg angekündigt, so Kerle.
Deutliche Rückgänge bei Benzinern und Diesel-Pkw
Die Neuzulassungen benzinbetriebener Pkw (91.478; Anteil: 38,1 Prozent) gingen um 15,1 Prozent, jene von Diesel-Pkw (58.263; Anteil: 24,3 Prozent) um 35,9 Prozent zurück. Der Anteil aller alternativ betriebenen Pkw (90.062) erhöhte sich innerhalb eines Jahres um 17,5 Prozentpunkte auf 37,6 Prozent; die relative Veränderung gegenüber 2020 betrug 79,9 Prozent (2020: 50.060, Anteil 20,1 Prozent; 2019: 26.346, Anteil 8,0 Prozent; 2018: 16.807, Anteil 4,9 Prozent). Darunter erreichten Benzin-Hybrid-Pkw (43.051) einen Anteil von 18,0 Prozent, rein elektrisch angetriebene Pkw (BEV; 33.366) 13,9 Prozent und Diesel-Hybrid-Pkw (13.545) einen Anteil von 5,6 Prozent.
66,5 Prozent der neuen Pkw wurden 2021 auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften zugelassen, 33,5 Prozent auf private Fahrzeughalterinnen und -halter. Bei gebrauchten Pkw wurden nur 10,0 Prozent auf juristische Personen zugelassen, 90,0 Prozent auf private Halter. Während 83,5 Prozent aller BEV-Neuzulassungen auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften entfielen und nur 16,5 Prozent auf private Fahrzeughalterinnen und -halter, sind es bei den BEV-Gebrauchtzulassungen schon 53,5 Prozent private Halter.
7,2 Millionen Kfz in Österreich zugelassen
7,2 Millionen Kfz in Österreich zugelassen, davon 5,1 Millionen Pkw
Zum Jahresende 2021 waren in Österreich laut vorläufigen Daten rund 7,21 Millionen Kraftfahrzeuge zum Verkehr zugelassen, um 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf die anteilsmäßig wichtigste Fahrzeugart Pkw (71,2 Prozent) entfielen rund 5,13 Millionen Fahrzeuge, ein Plus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2020. Bei den Lkw waren insgesamt 548.033 (+7,0 Prozent), bei land- und forstwirtschaftlichen Zugmaschinen 478.695 (+1,3 Prozent) sowie bei Sattelzugfahrzeugen 19.827 Fahrzeuge (+2,2 Prozent) registriert. Wohnmobile erreichten mit 36.482 Fahrzeugen einen Zuwachs von 11,5 Prozent. Bei den einspurigen Fahrzeugen waren 592.688 Motorräder (+3,8 Prozent) und 276.440 Motorfahrräder (+0,7 Prozent) zum Verkehr zugelassen.