Zwei bis drei Milliarden Euro Umsatz fehlen der Gewerbe- und Handwerksbranche 2021 auf Vorkrisenniveau. Die vielversprechende Erholung, die im Verlauf des Jahres 2021 eingesetzt hatte, wurde durch das neuerliche Aufwallen der Corona-Pandemie abrupt gestoppt, zieht Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich, Bilanz. Während in den ersten drei Quartalen ein Umsatzplus von 5,6 Prozent erzielt werden konnte, habe sich die Dynamik im vierten Quartal zusehends abgeschwächt. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die KMU Forschung Austria auf Basis der jüngsten Umfragedaten einen Spartenumsatz von 105 bis 106 Milliarden Euro.
In Kärnten ist die Stimmung in den Betrieben laut der Studie zwar ein wenig besser, die Probleme, mit welchen die Branche zu kämpfen hat, sind aber die gleichen: „Die bauschaffenden Gewerbe sind bestens gebucht. Zum Teil müssen Aufträge aber abgelehnt werden, weil die Firmen das einfach nicht mehr schaffen“, sagt Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in Kärnten. Es würden den Betrieben schlichtweg die Mitarbeiter fehlen.
Zu wenige Mitarbeiter, teure Rohstoffe
„Zu wenig Mitarbeiter, teure Rohstoffe und Lieferverzögerungen, das sind die Konjunkturbremsen“, resümiert Kronlechner. Andererseits gebe es aber natürlich Gewerbebetriebe wie körpernahe Dienstleister, die immer wieder für Wochen schließen und dadurch große Umsatzverluste hinnehmen mussten, räumt der Spartenobmann ein. Die fehlenden Fachkräfte seien aber jedenfalls das große Thema für die Zukunft. „Wir werden das auch nicht mehr in den Griff bekommen“, ist Kronlechner überzeugt. Viele Fachkräfte würden in den kommenden Jahren in Pension gehen. „Und es kommt nicht viel nach. Aber wer kommt dann, wenn der Abfluss verstopft oder die Dusche defekt ist?“
Zahlen für Kärnten
Sieht man sich die Zahlen der Studie der KMU Forschung Austria für Kärnten im Detail an, so sind die Auftragseingänge bzw. Umsätze im Gewerbe und Handwerk in den ersten drei Quartalen 2021 gegenüber 2020 um 6,5 Prozent gestiegen. Damit verlief dieser Zeitraum in Kärnten für die Branche besser als im Österreichschnitt. Die Umsätze lagen von Jänner bis September um 240 Millionen Euro über jenen des Vergleichszeitraumes des Vorjahres. Aber auch in Kärnten ist das Stimmungsbarometer in den Betrieben im vierten Quartal gesunken, nur mehr 29 Prozent der Betriebe sprechen von einer guten Geschäftslage.
„Vorsichtig optimistisch“
Und wie sieht die Prognose für das erste Quartal 2022 aus? 22 Prozent der Betriebe rechnen laut der Studie mit einer Steigerung der Auftragseingänge bzw. Umsätze gegenüber dem ersten Quartal 2021, 65 Prozent glauben nicht, dass es eine Veränderung geben wird, und 13 Prozent erwarten sich Rückgänge. Der Ausblick von Kronlechner für das erste Quartal 2021: „Ich bin vorsichtig optimistisch.“
Astrid Jäger