AMS-Vorstand Johannes Kopf sieht für heuer „sensationelle Prognosen“ für den Arbeitsmarkt: „Sie versprechen fünf Prozent Wirtschaftswachstum – das ist wie in den Siebzigern. 2022 wird das Jahr der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir werden ganz viele Branchen sehen, die sich unglaublich bemühen müssen, um Arbeitskräfte zu finden. Da geht es um Abwerben, Konkurrenz zwischen den Branchen, Arbeitszeit, Vereinbarkeit, Kinderbetreuung.“ Der Markt werde sich drehen – „zumindest bei den Qualifizierten“ – in Richtung eines Arbeitnehmermarkts, sagte er im Interview mit dem „Standard“.
Nicht so rosig erwartet er die Situation für Ungeimpfte. „Die Jobchancen sind sicher massiv reduziert. Man muss aber nach Branchen unterscheiden. Eigentlich keine Chancen gibt es im Gesundheitsbereich, der Kinderbetreuung, Arbeit mit vulnerablen Gruppen, wo es mittlerweile üblich ist, dass die Impfung verlangt wird. (...) Genauso auch bei privaten Arbeitgebern, wo nahe mit Menschen gearbeitet wird, wie in Lokalen, Hotels mit Massage oder im Handel, kann im Rahmen der Privatautonomie eine Impfung vorausgesetzt werden“, so Kopf.
Die Ankündigung der Impfpflicht habe das Thema Impfung von den Arbeitgebern weg verlagert, „die davon ausgehen, dass das jetzt der Staat löst“. Er wisse, dass viele Firmen nach dem G-Status im Vorstellungsgespräch fragen. „Sind Bewerber ungeimpft, ernten sie meist ein Naserümpfen“, erklärte der AMS-Chef.
„Den meisten Leuten ist der Arbeitsplatz wichtiger“
Dass eine Impfpflicht die Personalnot verschärfen könnte, hält er für „überschätzt“. „Die einzige Erfahrung, die ich dazu kenne, ist Italien, wo eine verpflichtende Impfung im Gesundheitsbereich eingeführt wurde. Weniger als ein Prozent der Beschäftigten wurde – großteils kurz – suspendiert, weil sie nicht geimpft waren. Den meisten Leuten ist letztlich der Arbeitsplatz wichtiger“, blickt Kopf über die Grenze.
Zu den Sperren des Arbeitslosengeldes, weil ein Job nicht angenommen werden konnte, da keine Impfung vorlag, meinte der AMS-Vorstand: „Wir kennen die Fälle – und es sind österreichweit nicht mehr als zwei Dutzend.“