Preisfrage: Wissen Sie noch, was sich im Startpaket der Oesterreichischen Nationalbank „für Ihren ersten Einkauf im Jahr 2002“ befand? Es waren 33 Cent- und Euromünzen im Gesamtwert von 14,54 Euro (200,07 Schilling). Ausgegeben wurden die Plastikbeutel (Auflage: sechs Millionen) ab 15. Dezember 2001, um die Menschen mit der neuen Währung vertraut zu machen. Spätestens der Jahreswechsel von 2001 auf 2002 hat die europäische Gemeinschaftswährung, die drei Jahre zuvor als Buchgeld eingeführt worden war, dann buchstäblich greifbar gemacht. Ab Mitternacht spuckten die Bankomaten nur noch die neuen Scheine aus.
Auch heute können noch viele Menschen genau darüber berichten, wann und wo sie an diesem – damals zum „E-Day“ hochstilisierten Tag – ihre ersten Euros behoben und ausgegeben haben. Ständiger Begleiter war einst der elektronische „Euro-Rechner“ (1 Euro = 13,7603 Schilling), bisweilen auch Schilling-Nostalgie und Abschiedsschmerz. In der Nacht auf den 1. Jänner jährt sich die prägende Umstellung zum 20. Mal.
Der "Teuro"
Der Euro hat damit seine „Teenager-Jahre“ hinter sich.
Und die hatten es in sich. Kaum eingeführt, wurde er als „Teuro“ verunglimpft, Bürgerinnen und Bürger hatten schnell das Gefühl, dass die Preise insbesondere für Güter des täglichen Bedarfs schlagartig hinaufkletterten. Auch wenn es manchmal mehr als nur ein Gefühl war, widerlegten viele wissenschaftliche Analysen den Pauschalbefund vom „Teuro“.
Dennoch wurde der Begriff 2002 zum Wort des Jahres gekürt. Nicht einmal zehn Jahre später sollte sich diese „Ehre“ im Zusammenhang mit der Gemeinschaftswährung wiederholen, als 2011 die Wahl auf das Wort „Euro-Rettungsschirm“ fiel – das ist auch Ausdruck dafür, wie turbulent die vergangenen Jahre verlaufen sind.
Denn im Nachhall der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 spannte sich ab 2010 die europäische Staatsschuldenkrise, verkürzt auch oft „Eurokrise“ genannt, über den Kontinent, die auch die Ungleichgewichte und die daraus resultierende Verletzlichkeit der Eurozone verdeutlichte. Zum zehnjährigen Jubiläum titelte die „Kleine Zeitung“ mit den Worten: „Die Leiden der jungen Währung.“
Auf politischer Ebene jagte in dieser Leidenszeit ein Rettungsgipfel den nächsten, Hilfsprogramme und teils bis heute umstrittene Rettungsschirme wurden aufgespannt. Der Euro wurde vielfach bereits als „gescheitert“ bezeichnet. Zu einer „Wende“ haben letztlich die Europäische Zentralbank und ihr damaliger Präsident Mario Draghi beigetragen, der Ende Juli 2012 die berühmt gewordenen Worte, „whatever it takes“ (in etwa: „was auch immer nötig ist“), wählte, um zu verdeutlichen, dass der EZB jedes Mittel recht sei, um ein Auseinanderbrechen der Eurozone zu verhindern. Das zeigte Wirkung. Noch heute ist in diesem Zusammenhang häufig von den drei magischen Worten des Mario Draghi die Rede. Wobei sich diese „Magie“ vor allem in Form einer ultralockeren Geldpolitik manifestiert, die bis heute anhält und auch viel Kritik erntet.
Der Euro sei wie ein ungeborenes Kind: Niemand wisse, ob es ein Genie oder ein Dummkopf werde, so eine launige Einschätzung des (längst verstorbenen) Börsenexperten André Kostolany vor der Einführung. Die Dummkopf-These scheint widerlegt zu sein. Der Euro hat eine raue Jugend durchlebt, sich in Krisenzeiten aber als durchaus widerstandsfähig erwiesen.
Einer Umfrage der Gesellschaft für Europapolitik zufolge schenken 57 Prozent der Menschen in Österreich dem Euro hohes Vertrauen, 75 Prozent sind überzeugt, dass die Währung Bestand haben wird. Übrigens: Das 14,54-Euro-Startpaket von 2001 (bzw. 200 Schilling) entspricht laut dem historischen Währungsrechner der Nationalbank (www.eurologisch.at) heute unter Berücksichtigung des Verbraucherpreisindex einer Kaufkraft von 21,05 Euro.