Die Weltbörsen werden mehr denn je von US-Technologiekonzernen beherrscht. Acht der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt kommen Ende 2021 aus den USA. Der Smartphone- und Softwareriese Apple kratzt mit einem Börsenwert von 2,96 Billionen Dollar (2,6 Bill. Euro, Stichtag: 27. Dezember) als erster Konzern überhaupt an der 3-Billionen-Marke. Die Apple-Aktie hat heuer um 31 Prozent zugelegt, wie aus Berechnungen der Unternehmensberatung EY und von Reuters hervorgeht.
Microsoft schob sich mit einem Plus von 52 Prozent und einer Bewertung von 2,57 Billionen Dollar auf Platz zwei, Google-Eigentümer Alphabet rückte mit einem Kursplus von fast zwei Drittel und einer Marktkapitalisierung von 1,96 Billionen Dollar vom fünften auf den dritten Rang vor.
Ohne Österreich
Alphabet allein ist damit mehr wert als die 40 Konzerne im deutschen Leitindex DAX zusammen, die umgerechnet auf knapp 1,9 Billionen Dollar kommen. Der wertvollste DAX-Wert hat seinen Sitz nicht in Deutschland: Der Gasekonzern Linde liegt mit 175 Milliarden Dollar weltweit auf Platz 77, nachdem er seinen Börsenwert seit der Fusion der US-amerikanischen Praxair mit der deutschen Linde AG verdoppelt hat. Der Softwarekonzern SAP bleibt mit 166 Milliarden Dollar 2021 der teuerste deutsche Konzern, fällt aber auf Platz 80 (2020: 72) zurück. Siemens (137 Milliarden) schafft es nach einem Jahr Pause wieder knapp unter die "Top 100". Aus Österreich sind in dem Ranking keine Unternehmen vertreten.
"Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen schrumpft, die Gewichte verschieben sich immer weiter in Richtung USA", stellt Henrik Ahlers, der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY, fest. Von den Top 100 kamen 2007 noch 46 aus Europa, heute sind es 16 - gegenüber 61 aus den USA. Der Digitalisierungsschub, den die Coronapandemie ausgelöst habe, komme vor allem Technologiefirmen zugute, bei denen die USA die Nase vorn hätten, erläutert der EY-Chef.
Europa abgeschlagen
In Europa spielten dagegen immer noch vor allem etablierte Auto-, Pharma- und Rohstoffkonzerne eine große Rolle, erklärt Ahlers. Das wertvollste europäische Unternehmen ist jetzt der französische Luxuskonzern LVMH (414 Mrd. Dollar) auf Platz 19, gefolgt von Nestle (382 Mrd. Dollar) als Nummer 23. "Und wir haben - trotz des Finanzierungsbooms im Start-up-Sektor - zu wenige Jungunternehmen, die es beim Umsatz und beim Börsenwert an die Weltspitze schaffen", moniert Ahlers. Der deutsche Impfstoff-Entwickler BioNTech ist aber einer der Senkrechtstarter des Jahres: Mit einem Marktwert von mehr als 61 Mrd. Dollar ist er unter den deutschen Firmen die Nummer zwölf und weltweit unter den Top 300. Seine Bewertung an der US-Technologiebörse Nasdaq hat sich binnen eines Jahres mehr als verdreifacht.
Die Krisengewinner an den Börsen sind die Chip-Konzerne, die von den Engpässen und hohen Preisen profitieren: Mit dem Grafik-Chip-Entwickler Nvidia (774 Mrd. Dollar) und dem Auftragsfertiger TSMC (567 Mrd. Dollar) sind 2021 zwei von ihnen unter die zehn wertvollsten Unternehmen der Welt aufgerückt. Verlierer sind die chinesischen Internet-Konzerne Tencent und Alibaba, die aus den "Top Ten" herausfielen. Bei Alibaba hat sich der Börsenwert halbiert. Für den Ölriesen Saudi Aramco, noch vor zwei Jahren die Nummer eins der Rangliste, ging es von Platz zwei auf vier. Sein Wert stagniert seit dem Börsengang bei 1,9 Billionen Dollar.
Für die Wachablösung in der Autobranche steht Tesla. Der Börsenwert des Newcomers hat sich binnen drei Jahren auf 1,1 Billionen Dollar fast verzwanzigfacht - das macht Platz sechs in der Rangliste. Volkswagen liegt als wertvollster der deutschen Autobauer trotz eines Kursplus von 30 Prozent mit 130 Mrd. Dollar nur auf Platz 112. Der teuerste Börsenneuling dieses Jahres ist der Elektroautobauer Rivian, der mit 96 Mrd. Dollar locker an Daimler (85 Mrd. Dollar) und BMW (66 Mrd. Dollar) vorbeigezogen ist.