Sacher-Chef Matthias Winkler geht davon aus, dass "die Pandemie uns auch im kommenden Jahr nicht loslassen wird". Gewinne seien "frühestens 2024" wieder zu erzielen. Das legendäre Hotel Sacher in Wien war durch Corona bisher insgesamt neun Monate lang behördlich geschlossen. Während dessen durften im Sacher mit seinen 152 Zimmern nur Geschäftsreisende einquartiert werden. "Pro Tag hatten wir drei bis sieben Personen auf der Anreiseliste." Das Sacher in Salzburg hatte während des jüngsten Lockdowns komplett zu, ebenso die beiden Sacher-Cafés in Innsbruck und in Graz. Lediglich die Tortenmanufaktur in Wien-Simmering sei "normal durchgelaufen". Zur Sacher Group, die den Familien Gürtler und Winkler gehört, zählt auch das Hotel Bristol in Wien.

Madame Butterfly Suite im Hotel Sacher, Wien
Madame Butterfly Suite im Hotel Sacher, Wien © AFP

Durch den jüngsten Lockdown "sind auf einem Viertel bis einem Drittel des üblichen Weihnachtsgeschäfts". Seit dem Lockdown-Ende in Wien vor einer Woche "gab es neue Buchungen, aber auch Stornierungen - es hielt sich die Waage". Vor allem Touristen aus Übersee bleiben aus. Da helfen selbst großzügigste Stornomöglichkeiten kaum. Im Sacher kann man bis sechs Stunden vor der Anreise stornieren. "Die Stornobedingungen sind in Wahrheit nur noch kosmetisch", so Winkler. An der Preisschraube will er aber auf keinen Fall drehen. Die Zimmer billiger anzubieten sei "ein Schritt in die falsche Richtung".

Ein Fünftel aller Wiener Hotels hat durch die Pandemie für immer geschlossen. Niemand in der Luxusstadthotellerie macht derzeit laut Winkler Gewinne. Das Sacher hat das erste Coronajahr 2020 mit einem operativen Verlust abgeschlossen, sodass nach Abzug der Abschreibungen ein Fehlbetrag zwischen acht und neun Millionen Euro übriggeblieben sei - trotz Förderungen und  Sparmaßnahmen. "Für heuer prognostizieren wir etwas Ähnliches - wir waren viereinhalb Monate ohne Umsatz", verdeutlicht Winkler.

"Brauchen mindestens 45 Prozent Belegung"

Auch die Monate ohne Lockdown waren mangels internationaler Touristen "wirtschaftlich schwer getroffen". Zur größten Gästegruppe mit nicht-österreichischem Pass zählen im Sacher normalerweise US-Amerikaner und Deutsche. Ein Fünf-Sterne-Hotel brauche mindestens 45 Prozent Belegung, um profitabel wirtschaften zu können. Winkler hofft, 2023 die Abschreibungen wieder verdienen und 2024 wieder Gewinne schreiben zu können. 2019, vor der Coronakrise, erzielte die Sacher-Gruppe einen Umsatz von rund 90 Millionen Euro.

Die Lobby im Sacher, das durch Corona bisher insgesamt neun Monate behördlich geschlossen war
Die Lobby im Sacher, das durch Corona bisher insgesamt neun Monate behördlich geschlossen war © AFP

"Vom Hotel als Arbeitsplatz wegorientiert"

Vor der Pandemie beschäftigte das Unternehmen auch noch rund 800 Mitarbeiter, im Tiefststand während der Krise waren es nur noch 400. Derzeit werden wieder Mitarbeiter aufgenommen. Angestrebt wird eine Personalstärke von 550 Beschäftigten. Die Suche sei aber "schwierig, weil die Branche unter der Unsicherheit leidet und sich viele Menschen von der Hotellerie und Gastronomie wegorientiert haben". Sie sind in andere Berufe abgewandert. Das Vertrauen in den Tourismus als Arbeitgeber muss erst wieder aufgebaut werden.

Winkler wünscht sich "investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen", die - etwa, was die steuerlichen Abschreibungszeiten betrifft - näher an der wirtschaftlichen Realität sind. "Wir haben einen Spa zweimal umgebaut, bevor wir ihn einmal abgeschrieben haben - nicht weil er veraltet war, sondern weil sich die Wünsche der Gäste geändert haben", erklärt der Hotelchef. Und: "Jetzt wäre alles klug, was in Richtung Investitionsanreiz, in Richtung Nachhaltigkeit geht. Die Zukunft werden wir nur bewältigen, wenn wir auch Corona als Teil dieser Zukunft akzeptieren."