Die Inflation in der Eurozone könnte dem EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir zufolge noch länger hoch bleiben. "Es besteht ein nicht geringes Risiko, dass die erhöhte Inflation noch länger anhält", warnt der slowakische Zentralbankchef am Dienstag. Die Teuerungsrate in der Währungsunion liegt derzeit bei 4,9 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit zwei Prozent angestrebt.
Die EZB geht davon aus, dass die Inflationsrate erst in der zweiten Jahreshälfte wieder unter die anvisierte Zwei-Prozent-Marke fallen wird. Sollte sich der Ausblick für 2023 und 2024 verändern, müsse die EZB handeln, sagt Kazimir.
Der Preisdruck wird auch EZB-Vizechef Luis de Guindos zufolge länger höher bleiben als ursprünglich von der Notenbank vorhergesagt. "Unsere Inflation ist hartnäckiger und nicht so vorübergehend wie wir erwartet hatten." Sie dürfte im kommenden Jahr über drei Prozent verharren und gegen Ende des Jahres unter das langfristige EZB-Ziel von zwei Prozent fallen. Die Vorhersagen seien jedoch mit großer Unsicherheit behaftet, unter anderem wegen der Entwicklung der Corona-Pandemie.
Lagarde bleibt bei ihrer Einschätzung
Die US-Notenbank Fed hatte sich schon vor Wochen von ihrer ursprünglichen Formulierung verabschiedet, dass die Inflation "vorübergehend" sei. EZB-Chefin Christine Lagarde signalisierte dagegen Anfang Dezember in einem Interview, dass sie diese Einschätzung für Europa beibehalte. Im Gegensatz zu der britischen und der US-Notenbank will die EZB zunächst auch auf eine Zinswende verzichten.