Nach CEO Robert Buchbauer und Finanzchef Mathias Margreiter kehrt nun auch Nadja Swarovski, Mitglied des Swarovski Executive Boards, dem Kristallkonzern Swarovski mit Sitz in Wattens den Rücken. Sie verlässt das Unternehmen per Ende Dezember, um ein "neues Kapitel in ihrer Karriere aufzuschlagen", hieß es. Im kommenden Jahr wird Swarovski erstmals von externen Managern - und nicht mehr von Familienmitgliedern - geführt.
Dies wurde Ende September anlässlich des Rücktritts von Buchbauer und Margreiter bekannt. Der Konzernsprecher verwies damals auf die Tatsache, dass die beiden weiterhin dem Verwaltungsrat angehörten, es aber um die Trennung von "Kontroll- und Führungsrollen", sowie die "Professionalisierung der Strukturen" und die Öffnung des Unternehmens gehe.
Für Nachhaltigkeitsstrategie verantwortlich
Nadja Swarovski, die über viele Jahre die Marken- und Nachhaltigkeitsstrategie des 126 Jahre alten Familienunternehmens verwaltet hatte und Vorsitzende der von ihr 2013 gegründeten Swarovski Foundation war, zeigte sich nach 26 Jahren im Familienunternehmen dankbar: "Meine Zeit im Unternehmen war eine äußerst lohnende Reise." Vor allem von ihrem Vater, Helmut Swarovski, habe sie viel gelernt. Als "größtes Privileg" ihrer Karriere bezeichnete sie die Gelegenheit, "die Plattform von Swarovski zu nutzen, um die Umwelt und die Gemeinschaft zu unterstützen". Swarovski bleibt "Chair Emeritus" der SwarovskiI Foundation.
Ihr Beitrag habe "entscheidend dazu beigetragen, Swarovski an die Spitze der Modeindustrie zu bringen", richtete die Präsidentin des Verwaltungsrats der Swarovski International Holding, Luisa Delgado, lobende Worte an die mit Jahresende scheidende Swarovski. Markus Langes-Swarovski, Mitglied des Verwaltungsrates, sah "die Fortschritte, die das Unternehmen unter ihrer geschickten Leitung im Bereich Nachhaltigkeit gemacht hat" als ihr "vielleicht größtes Vermächtnis".
Zahlreiche Konflikte
Dem Abtritt Swarovskis gingen zum Teil medial ausgetragene Konflikte innerhalb des Familienclans voraus. Erst Mitte Juli forderte eine Gesellschaftergruppe rund um Markus Langes-Swarovski - der vor Buchbauer bis März 2020 CEO war - und Marina Giori-Lhota einen Umbau an der Konzernspitze. Sie wollten jemanden an der Konzernspitze sehen, der kein Familienmitglied ist.
Streitigkeiten unter den Swarovskis drehten sich auch stark um die Zukunft des Standortes Wattens. Über 1000 Mitarbeiter wurden am Stammsitz gekündigt, womit sich einige Familienmitglieder nicht einverstanden zeigten und um den Fortbestand des Standortes fürchteten. Mittelfristig sollen am Hauptsitz in Wattens 3000 Mitarbeiter beschäftigt sein. Auch die Schaffung einer Swarovski Auslandsholding sorgte für Verstimmungen.
Das Unternehmen musste zudem aufgrund der Coronakrise starke wirtschaftliche Einbußen verkraften. Hatte das Unternehmen 2019 noch 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftet, war der Umsatz im vergangenen Jahr auf 1,9 Milliarden Euro eingebrochen. Swarovski teilte mit, dass es sich nun im "erschwinglichen Luxussegment" repositionieren wolle.