Lockdown-Zeiten sind Paket-Zeiten: Schon seit geraumer Zeit wächst der heimische Paketmarkt, in den vergangenen Monaten legte die Zahl noch einmal rasant zu. Dazu kommt, dass eine Online-Bestellung zunehmend auf mehrere Pakete aufgeteilt wird, weil die Waren aus unterschiedlichsten Lagern kommen oder nicht gleichzeitig verfügbar sind.

Den exaktesten Branchenblick haben in Österreich diesbezüglich die Marktanalysten von "Branchenradar". Wie Geschäftsführer Andreas Kreutzer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung schildert, wurden 2020 in Summe 139 Millionen Pakete von Händlern an heimische Privathaushalte versendet. Zusätzlich kam es im größten Paket-Segment zu einer stattlichen Anzahl von 46 Millionen retournierten Packerln. Um 44,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Ein "überdurchschnittlich starkes Wachstum bei Retouren-Paketen" sieht man daher auch bei Branchenradar. "Fast jedes vierte transportierte Paket" sei 2020 eine Rücksendung gewesen. Bei der Post, dem österreichischen Pakete-Marktführer, bestätigt man naturgemäß steigende Zahlen in Sachen Retouren. Als Rücksendungsquote nennt das Unternehmen auf Nachfrage "zehn Prozent".

Bücher oder Elektronik werden kaum retourniert

"Als Treiber der Retouren fungiert vor allem das Bekleidungsgeschäft", sagt indes Branchenspezialist Kreutzer. Sprich: Jemand bestellt beispielsweise online Hosen in unterschiedlichsten Farben und Größen, behält sich aber am Ende nur eine davon. Der Rest wird zurückgeschickt. "Kaum" Retournierungen sieht Kreutzer, der seine Zahlen direkt von den ausliefernden Betrieben einholt, zurzeit bei Büchern oder Elektronikwaren. 

Die steigende Anzahl von Retouren ruft auch Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace auf den Plan. In einer Hochrechnung kommt Greenpeace nämlich zum Schluss, dass im Vorjahr 1,4 Millionen der zurückgeschickten Pakete im Bereich Kleidung und Elektronik von Amazon und Co. vernichtet wurden. In erster Linie, weil es für die Konzerne günstiger sein soll, die Ware zu zerstören, als sie wieder zu lagern. Die Umweltschützer fordern daher von der österreichischen Bundesregierung ein Vernichtungsverbot für neuwertige Ware.

"Amazon und Co. überschwemmen den Markt mit Billigware und animieren zu Impulskäufen, die immer häufiger zurückgesendet werden", kritisiert Greenpeace. Die Online-Giganten würden zu diesem Thema eher schweigsam sein.

Unito will nur "im Promillebereich" vernichten

"Auf Anfrage von Greenpeace zu konkreten Zahlen, hat Zalando nicht geantwortet, der Versandhändler Unito berichtet, dass retournierte Ware 'im Promillebereich' vernichtet wird. Amazon verweist auf seinen Unternehmensblog. Während Amazon dort behauptet, nur in Ausnahmefällen Waren zu vernichten, zeichnen die Recherchen von Greenpeace ein anderes Bild. Mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Versandartikel landet allein an einem einzigen Amazon-Standort in Deutschland jede Woche im Müll", kritisiert Greenpeace-Expertin Lisa Panhuber.

Wie Greenpeace auf die Zahl der vernichteten Pakete kommt? Die Organisation verweist auf das Institut für Ökologie und Politik. Dieses habe 2021 für das Europäische Umweltbüro (EEB) eine Studie veröffentlicht. Dort schätzt man, dass bei Textilien zehn bis 20 Prozent und bei Elektroartikeln vier bis zehn Prozent der Rücksendungen entsorgt werden. Daraus rechnete Greenpeace die Menge für Österreich hoch. Im Jahr 2020 sind den Zahlen der Umweltschützer zufolge hierzulande 1,31 Millionen Pakete mit Textilien und rund 120.000 Pakete mit Elektroartikel vernichtet worden.