Der größte Teil des Materials schlummerte jahrzehntelang in einem Tresor. Dann kam Peter Jackson. Der Regisseur und dreifache Oscar-Preisträger („Der Herr der Ringe“-Trilogie) komponierte aus 56 Stunden Film- und 140 Stunden Tonmaterial – davor unveröffentlicht – eine opulente dreiteilige Dokureihe, die derzeit auf dem Streaming-Dienst „Disney+“ für Furore sorgt. Jackson lädt zu einer audiovisuellen Zeitreise in eines der aufregendsten Kapitel der Musikgeschichte, sein Ausgangsmaterial: Ein Kamerateam filmte Anfang 1969 die Beatles bei der Arbeit an ihrem Album und dem gleichnamigen Film „Let it be“. Es wird an Songs gefeilt, gescherzt, philosophiert, geplaudert, gestritten – von einem „einmaligen Einblick in die Arbeit der wohl bekanntesten Band der Welt“ schwärmen Rezensenten.
Die insgesamt fast acht Stunden lange Doku ist auch deshalb faszinierend, weil in dieser Zeit bereits das Ende der Beatles absehbar war – und Jackson auch mit so manchem Endzeit-Mythos dieser einmaligen Bandgeschichte aufräumen kann.
Faszinierend ist sie vor allem aber auch deshalb, weil die Bild- und Tonqualität der Doku schlicht brillant ist. Zur Erinnerung: Das Ausgangsmaterial waren mehr als 50 Jahre alte Filmspulen, die zuerst einmal digitalisiert werden mussten, es folgte ein Prozess der technischen Verfeinerung. Und hier spielte, einmal mehr, auch eine Spezialsoftware aus Graz eine wichtige Rolle. Bereits bei Jacksons eindringlicher Weltkriegsdoku „They Shall Not Grow Old“, ebenfalls auf Originalaufnahmen von 1914 bis 1918 basierend, ist dieses Know-how der steirischen Spezialisten der Firma „HS-Art Digital Service“ zum Einsatz gekommen. Wenn es um die Restaurierung von altem Filmmaterial geht, hat sich das siebenköpfige, hoch spezialisierte Team global einen Namen gemacht – von Hollywood bis Bollywood oder eben auch Neuseeland, wo mit „Park Road Post Production“ Jacksons Produktionsfirma beheimatet ist.
Die „Diamant-Software“ der Grazer ist mittlerweile in knapp 60 Ländern der Welt in Verwendung, betont Geschäftsführer Franz Höller-Grasser. Die wichtigsten Tools sind die Stabilisierung bei „wackeligen Bildern“ sowie das automatisierte Entfernen von Helligkeitsschwankungen, von Staub, Kratzern und Beschädigungen. „Dass unsere Software bei der Beatles-Doku angewendet wurde, freut uns natürlich irrsinnig, das ist auch eine super Bestätigung für unsere Arbeit.“ Ein weiteres Prestigeprojekt, bei dem die Grazer ihr Renommee als „Hightech-Schönfärber“ für die Filmbranche kultivieren: Derzeit wird an einer völlig neu überarbeiteten 4K-Version der Trilogie „Der Pate“ von Francis Ford Coppola gearbeitet.
Investiert wird auch in Forschung und Entwicklung. Als Ergänzung zur Restaurierungssoftware, von der vor Kurzem ein neues Upgrade veröffentlicht wurde, wird ein Kolorierungs-Tool für Schwarz-Weiß-Filme entwickelt, einen Prototyp gibt es bereits, so Höller-Grasser. Zunehmend spiele auch Künstliche Intelligenz (AI) eine wichtige Rolle. Das Team soll wachsen, gesucht werden derzeit Spezialisten für Algorithmen und AI-Technologie.