Die EZB wird nach Ansicht ihres Vizechefs Luis de Guindos auch nach einem Ende ihres Coronanotprogramms PEPP im kommenden Jahr Anleihenkäufe als Konjunkturstütze nutzen. "Ich bin zuversichtlich, dass diese Netto-Käufe während des nächsten Jahres weitergehen. Was danach kommt, weiß ich nicht", sagte der Spanier der französischen Zeitung "Les Echos".
Die Äußerungen lassen darauf schließen, dass nächstes Jahr trotz der derzeit rasant steigenden Preise nicht mit einer Zinserhöhung zu rechnen ist. Denn das Auslaufen der Anleihenzukäufe gilt als Voraussetzung für eine Zinswende.
Doch indem De Guindos offenließ, wie es 2023 weitergeht, zeigte er sich zurückhaltender als sein Landsmann Pablo Hernandez de Cos. Der spanische Notenbankchef hatte gesagt, für das kommende Jahr und "auch einige Zeit danach" sei es unwahrscheinlich, dass in der Eurozone die Zinsen erhöht würden.
"Angemessene Justierung"
Die EZB hat die auf einem Rekordtief liegenden Zinsen in ihrem aktualisierten Ausblick praktisch auf lange Zeit festgeschrieben. Sie will sie so lange auf dem aktuellen oder einem noch tieferen Niveau halten, bis zu sehen ist, dass die Inflation zwei Prozent erreicht und sich dort auch festsetzt. Den Leitzins hält die EZB seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.
Auf ihrer Zinssitzung am 16. Dezember will die EZB den geldpolitischen Kurs für die Zeit nach Coronapandemie abstecken. EZB-Präsidentin Christine Lagarde gab jüngst die Richtung vor. Die EZB werde die Wirtschaft auch nach dieser Phase stützen. Dies gelte auch mit Blick auf eine "angemessene Justierung" der von der EZB betriebenen Anleihenkäufe.
Das auf 1,85 Billionen Euro ausgelegte Notfall-Anleihenkaufprogramm PEPP soll noch bis mindestens Ende März 2022 laufen. Die EZB dürfte danach ihre Anleihenkäufe wohl nicht einstellen, sondern ihr aktuell weit kleineres Kaufprogramm APP in der einen oder anderen Form weiterführen wird. De Guindos sagte nun, bei Bedarf könnten die PEPP-Zukäufe auch nach einem Auslaufen des Programms wieder aufgenommen werden.