Der Süßwarenhersteller Salzburg Schokolade mit Sitz in Grödig (Flachgau) steht vor dem Konkurs. Am Landesgericht Salzburg soll am Dienstag das Insolvenzverfahren über das Unternehmen eröffnet werden. Betroffen sind noch unbestätigten Informationen zur Folge 140 Dienstnehmer und eine dreistellige Anzahl an Gläubigern. In einem der APA vorliegenden Schreiben der Geschäftsführung an die Mitarbeiter und Geschäftspartner hoffte man darauf, das Unternehmen fortführen zu können.
Signifikanter Umsatzrückgang
Obwohl man in den vergangenen Jahren Gewinne erzielen habe können, sei das Unternehmen ab 2020 schwer von der Corona-Pandemie getroffen worden, schreibt Geschäftsführer Christian Schügerl. Aufgrund des massiven Rückgangs von Touristen, Veranstaltungen und Anlässen wie Geburtstags- und Hochzeitsfeiern sank die Nachfrage nach den Süßwaren von Salzburg Schokolade - was zu einem signifikanten Umsatzrückgang geführt habe. Zudem seien Süßwarenfachgeschäfte in Wien und Salzburg wegen fehlender Touristen teilweise wochenlang geschlossen gewesen.
Den Umsatzrückgang aus dem Vorjahr habe man im neuen Geschäftsjahr nur teilweise kompensieren können. Trotz neuer Kunden im Exportgeschäft und der staatlichen Corona-Hilfen werde man wie im Vorjahr heuer erneut einen erheblichen Verlust einfahren. "Der aktuelle Lockdown und erhebliche Kostensteigungen bei Rohstoffen, Energie, Löhnen, Logistikkosten und Verpackungsmaterialien waren weitere Gründe", so Schügerl weiter. Er habe darum heute, Montag, den Insolvenzantrag eingebracht.
Den Mitarbeitern können die Novemberlöhne und -Gehälter und das Weihnachtsgeld nicht überwiesen werden. Das Unternehmen verwies auf den Insolvenzentgeltfonds, der die Zahlungen sichere und riet den Beschäftigten, die Arbeiterkammer (AK) zu kontaktieren. Der Salzburger AK-Präsident Peter Eder sagte den betroffenen Mitarbeitern am Montagabend im APA-Gespräch Unterstützung zu. Zunächst werde man aber noch warten, wer morgen als Masseverwalter eingesetzt wird. "Wir wollen dann alles in die Wege leiten, damit sich die Menschen zumindest über Weihnachten finanziell keine Sorgen machen müssen."
Bekannt ist Salzburg Schokolade nicht nur für Süßigkeiten für den Endverbraucher - etwa seine Marken Bobby Schokoriegel, "Maria Theresia"-Taler und Salzburg Confisérie. Das Traditionsunternehmen stellt exklusiv für den US-Konzern Mondelez auch die "Echte Salzburger Mozartkugel" von Mirabell her. Außerdem beliefert die Firma Großverbraucher wie Bäckereien und Konditoren unter der Marke "nordpol" Halbfabrikate wie Nougat, Marzipan, Couverturen, Waffeln oder Glasuren.
Werk in Tschechien nicht betroffen
Das Unternehmen wurde 1897 unter dem Namen Rajsigl-Süßwarenfabrik in der Stadt Salzburg gegründet und übersiedelte 1956 ganz nach Grödig. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört das Gros der Anteile seit dem Jahr 2014 der Philipp Harmer Beteiligungs-GmbH, Geschäftsführer Christian Schügerl hält einen kleinen Teil am Unternehmen. Zu Salzburg Schokolade gehört auch ein Werk in Tschechien, das auf die Verpackung von Süßwaren und Lebensmitteln spezialisiert ist und von der Insolvenz laut Schügerl nicht betroffen ist. Der Umsatz für das Jahr 2019 betrug laut Wirtschaftscompass 28,72 Mio. Euro. Zahlen für das erste Corona-Jahr 2020 waren zunächst nicht bekannt.